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Bei der 117. Ausgabe der jährlich stattfindenden Stadtmarathons in Boston explodierten am 15. April 2013 im Abstand von 13 Sekunden zwei Sprengsätze, die drei Menschen in den Tod rissen und 264 weitere verletzten.

Nach eingehenden Videoanalysen und Zeugenaussagen wurden die Behörden auf die russischen Brüder Dschochar (19) und Tamerlan Zarnajew (26) aufmerksam, die die Bomben, in zwei Rucksäcken versteckt, am Rand der Laufstrecke platzierten. Nachdem das FBI Fotos der Verdächtigen veröffentlichte, begann eine stadtweite Großfahndung. Fünf Stunden nach Beginn der Suche wollten die Zarnajew-Brüder eine weitere Waffe erbeuten und griffen den 26-jährigen Polizisten Sean Collier auf dem Campus der Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology (MIT) in seinem parkenden Polizeifahrzeug an. Bei dem Gemenge wurde dieser mit mehreren Schüssen getötet.

Im benachbarten Bostoner Stadtteil Cambridge entführten Dschochar und Tamerlan Zarnajew wenig später einen SUV und zwangen den Fahrer Geld an einem Geldautomaten abzuheben. Sie gaben sich als die Täter zu erkennen, die für die Bombenanschläge auf den Boston-Marathon verantwortlich waren und erzählten ihrer Geisel auch, dass sie einen MIT-Polizisten getötet hätten. Bei einem Zwischenstopp an einer Tankstelle gelang dem Fahrer die Flucht. Da sein Mobiltelefon im Auto blieb, konnte die Polizei dieses im Stadteil Watertown orten. Dort kam es zu einem Schusswechsel mit den Einsatzkräften, bei dem mehr als 250 Schüsse abgegeben wurden. Die Brüder wehrten sich auch mit Sprengsätzen. Im Verlauf des Kampfes wurden Tamerlan Zarnajew und ein Polizist schwer verletzt. Als die Polizei Tamerlan festnehmen wollte, wurde dieser von seinem Bruder überfahren. Seine Verletzungen waren so schwer, dass er am 19. April 2013 in einem Krankenhaus verstarb.

Dschochar Zarnajew konnte zunächst entkommen. Bis zum späten Nachmittag des 19. April kam es zu einer groß angelegten Fahndung. In dieser Zeit befand sich Boston im Ausnahmezustand. Der öffentliche Verkehr wurde eingestellt, Schulen, Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen sowie Geschäfte blieben geschlossen. Die Suche nach Dschochar Zarnajew konzentrierte sich auf den Stadtteil Watertown. Rund 10.000 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Sie durchsuchten Haus für Haus, während die Bewohner dazu aufgerufen waren, in ihren Wohnsitzen zu verbleiben. Am Abend des 19. April wurde der jüngere der beiden Brüder, der sich in einem im Garten abgestellten Boot versteckt hielt, schließlich entdeckt. Dem Besitzer waren Blutspuren am Rumpf und eine flatternde Abdeckplane aufgefallen. Nachdem die Einsatzkräfte das Feuer eröffnet hatten und nach einer kurzen Verhandlung gab Dschochar Zarnajew schwer verletzt auf.

Bei den anschließenden Verhören konnte der 19-Jährige wegen einer Schussverletzung im Gesicht die Fragen der Ermittler nur schriftlich beantworten. Er gab an, sein Bruder habe den Islam verteidigen wollen und er sei die treibende Kraft hinter dem Anschlag gewesen. In den Wohnungen des  Bruderpaars und in Watertown wurden sieben weitere selbstgebaute Sprengsätze gefunden. Auch ein Anschlag auf den Times Square in New York City war geplant gewesen. Am 8. April 2015 wurde Dschochar Zarnajew von einem Geschworenengericht für schuldig befunden und am 15. Mai von einem Bundesgericht zum Tod verurteilt.

 

Die Doku-Reihe „Amerikas dunkelste Stunden“ beschäftigt sich mit verschiedenen Momenten der amerikanischen Geschichte, die sich in das kollektive Bewusstsein der Amerikaner eingebrannt und das Land sowie seine Bewohner für immer geprägt haben. So widmet sich eine Episode dem Attentat auf den Bostoner Marathonlauf.