Zurück
 
An diesem Tag im Jahr 1991 machten zwei Wanderer eine erstaunliche Entdeckung: In den schneebedeckten Höhen der Alpen, zwischen Österreich und Italien, fanden sie in der Nähe von Hauslabjoch einen gefrorenen Körper, der, wie sich herausstellte, 5300 Jahre alt war. Damit ist es die älteste Gletschermumie, die jemals gefunden wurde (und gleichzeitig auch die älteste Mumie, die überhaupt in Europa gefunden wurde).

Der Fund wurde „Ötzi“ genannt nach dem Fundort Ötztal. Manchmal wird er – Ötzi war nämlich ein Mann – auch als „Mann vom Hauslabjoch“ oder „Mumie von Similaun“ bezeichnet. Ötzi befindet sich mittlerweile im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen.

Die zwei deutschen Touristen, die Ötzi entdeckt haben, waren Helmut und Erika Simon. Sie fanden die Mumie während einer Bergwanderung und waren geschockt, eine gefrorene Leiche zu entdecken. Sie gingen davon aus, dass es sich um ein erst kurz zuvor verstorbenes Opfer handelte. Das dachten auch die österreichischen Behörden, die den Körper zur Untersuchung mitnahmen. So kam es, dass sich erst im Leichenhaus in Innsbruck das wahre Alter von Ötzi herausstellte und damit auch die immense Bedeutung. Sofort wurde Ötzi zu einem Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Studien.

Mittlerweile weiß man sehr viel über die Gletschermumie: Ötzi hatte 57 Tattoos, die mit heutigen Akupunkturpunkten übereinstimmen, die zur Behandlung von Darmparasiten und degenerativen Knochenkrankheiten genutzt werden. Außerdem hatte er zwei Pilze bei sich, einer davon der Birkenporling. Da dieser antibakterielle Eigenschaften hat, hat Ötzi ihn anscheinend als natürliches Heilmittel genutzt. Der andere Pilz war ein Zunderpilz, der gemeinsam mit anderen Pflanzen, Zündsteinen und Pyrit zum Feuer machen genutzt wird. Ötzis gefrorener Darm ließ außerdem auf seine zwei letzten Mahlzeiten schließen: Steinbock und Rotwild, in Kombination mit Körnern.

Doch nicht nur seine Tattoos, seine Kräuteranwendungen und seine Mahlzeiten waren hochentwickelt, sondern auch seine Kleidung. Eine wasserfeste Lederweste, ein geflochtener Grasumhang, weiches Gras als einfache Socken, Schneeschuhe aus Bärenfell und Rindleder. Ötzi hatte des Weiteren einen Dolch mit Feuersteinklinge und Eschenholzgriff dabei, sowie ein Kupferbeil, einen Langbogen und einen Köcher voller Pfeile.

Aber wie starb Ötzi? Anhand von Röntgenaufnahmen konnte nachgewiesen werden, dass er zum Zeitpunkt seines Todes eine tödliche Pfeilspitze in seinem linken Schulterblatt stecken hatte. Hinzu kamen Schürfwunden und Schnitte an seinen Händen, Handgelenken und an der Brust. Diese Hinweise deuten darauf hin, dass er bei einem tödlichen Nahkampf mit rivalisierenden Jägern starb. Tatsächlich wurde er in einer Haltung gefunden, die vermuten lässt, dass er seine Besitztümer nah am Berg platzierte und sich zum Sterben daneben legte. Unbeabsichtigt schaffte er es so, der Nachwelt – in diesem Fall deutschen Touristen und österreichischen Wissenschaftlern – Hinweise auf seine Art zu leben zu erhalten. 

Der Körper der Gletschermumie „Ötzi“ hat Archäologen unvergleichlichen Einblick in die Kupferzeit (Chalkolithikum) gegeben, weil er die älteste natürliche Mumie war, die jemals in Europa gefunden wurde. Sein Tod war sicherlich tragisch, aber er zeigte der Nachwelt, wie man vor über fünf Jahrtausenden gelebt hat. 

News
Das Ende von Napoleon: Die Schlacht bei Waterloo