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Apartheid heißt eigentlich nichts Anderes als Trennung auf Afrikaans. Doch in Südafrika hat das Wort eine jahrzehntelange und viel schwerwiegendere Bedeutung: Rassentrennung. Über Jahre hinweg wurden die Bevölkerung in Rassengruppen unterteilt und voneinander getrennt, bis schließlich 1994 Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt wurde. Heute wäre Mandela 100 Jahre alt geworden. 

Anfänge der Apartheid 

Die systematische, politische Rassentrennung begann bereits vor über 100 Jahren. 1910 wurde gesetzlich festgehalten, dass Schwarze in Südafrika nur „niedrige Arbeiten“ verrichten durften. Zusätzlich wurde ihnen vorgeschrieben, wo sie Land erwerben und besiedeln durften. 

Im Zweiten Weltkrieg formte sich dann Widerstand in der schwarzen Bevölkerung. Angeführt von Nelson Mandela und anderen Gründungsvätern, protestierte die ANC Youth League für mehr Rechte für Schwarze und proklamierte, dass Afrika das Land der Schwarzen sei. Aus Angst vor den Protesten formte sich eine Gegenbewegung innerhalb der weißen Bevölkerung. Diese Nationale Partei (NP) gewann schließlich 1948 die Wahlen und ebnete den Weg für die komplette Rassentrennung. 

Ghettos und Unruhen

Fortan wurde die strikte Trennung der Rassen auch mit Polizeigewalt durchgesetzt. Es kam zur Gründung von Ghettos, sogenannten Homelands, in denen die Schwarzen zusammengepfercht lebten. Jede Form von Aufbegehren gegen die Apartheid wurde schnell unterdrückt. Der politisch aktive Mandela wurde 1964 zu einer lebenslangen Haft verurteilt wegen angeblicher Sabotage und der Planung eines bewaffneten Kampfes. 

In den 70er Jahren eskalierte ein friedlicher Protest von schwarzen Schulkindern. Die Polizeibeamten eröffneten das Feuer gegen die Schüler, 600 Menschen starben. Die Bilder der toten Kinder und Jugendlichen gingen um die Welt. Nach diesem grausamen Massaker war der Widerstand nicht mehr zurückzuhalten und das Land versank im Bürgerkrieg.  

Freilassung Mandelas

In den 80er Jahren sah sich die Regierung Südafrikas immer mehr unter Druck gesetzt. Weltweit forderten Menschen die Freilassung Mandelas aus dem Gefängnis sowie demokratische Wahlen und das Aufheben der Apartheid. Ein Versuch der Regierung, Mandela gegen die Auflage, dass der ANC aufhören würde zu kämpfen, freizulassen, scheiterte. Mandela blieb freiwillig im Gefängnis, bis er zu Beginn der 90er Jahre schließlich entlassen wurde. Er betrat sofort das politische Bankett und übernahm eine führende politische Rolle im Kampf um Reformen und einen Regierungswechsel. 

Der erste schwarze Präsident

1994 fanden die ersten freien, demokratischen Wahlen in Südafrika statt, an denen alle Bürger teilnehmen durften. Am 10. Mai des Jahres wurde Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Er blieb für eine Amtszeit von fünf Jahren an der Spitze des Landes und verabschiedete sich 1999 aus der Politik. Dennoch setzte er sich weiterhin für eine Politik des Versöhnens und der Vergebung ein und wurde zum Symbol des Friedens für die ganze Welt.

Südafrika heute

Die Armut unter der schwarzen Bevölkerung ist zurückgegangen, es gibt mehr Aufstiegs- und Bildungschancen. Die schwarze Mittelschicht wächst. Und dennoch ist es nach wie vor schwierig, miteinander in Kontakt und Berührung zu kommen. Die Lebenswelten waren über Jahrzehnte hinweg getrennt und die unsichtbaren Mauern in den Köpfen der Menschen fallen nur langsam von ihnen ab. 

Die Bemühungen der Regierung, die schwarze Bevölkerung zu fördern fällt stellenweise sogar in eine andeutende Diskriminierung der Weißen um. Bei zwei gleich qualifizierten Bewerbern wird oft der Schwarze bevorzugt und teilweise kann man sogar die Bildung von weißen Ghettos beobachten. Auch heute, 24 Jahre nach der Auflösung von Apartheid, ist Südafrika also immer noch nicht die Regenbogennation, die sich Nelson Mandela immer gewünscht hat.