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Juan Pablo Escobar Henao war gerade einmal 16 Jahre alt, als sein Vater, einer der bis heute berüchtigtsten und gefürchtetsten Drogenbosse aller Zeiten, von Spezialeinheiten erschossen wurde. Daraufhin floh er mit seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester aus Kolumbien und suchte nach einem Neuanfang. Heute hat der Sohn von Pablo Escobar einen neuen Namen – und einen ganz anderen Blick auf das Leben als sein berühmter Vater.

Leben als Sohn eines Kartellbosses

Juan Pablo wurde 1977 im kolumbianischen Medellín geboren. Zu dieser Zeit hatte sein Vater Pablo Escobar es bereits an die Spitze des Medellín-Kartells geschafft und die neu aufgekommene Modedroge Kokain im großen Stil in die USA gebracht. Juan wuchs in einer Villa auf mit unzähligen Autos, Jetskis und sogar einem eigenen Zoo. In die Schule wurde er von bewaffneten Bodyguards begleitet. Sein Vater machte kein Geheimnis aus seinen Verbrechen und erzählte seinem Sohn schon früh, dass er ein Bandit sei. 

Liebevoller Vater

Doch Juan hat seinen Vater nicht als Gangsterboss, sondern als liebevollen Vater in Erinnerung. Pablo nahm Kassetten für seine beiden Kinder auf, auf denen er ihnen Gedichte vorlas oder Geschichten erzählte. Doch neben der extremen Liebe zu seinen Kindern, hatte er auch einen extremen Hass in sich. Juan beschreibt, wie er uns seine Schwester einmal von der Polizei festgenommen und zu ihrem Vater befragt worden waren. Daraufhin ließ Pablo den Polizeichef mit 150 Schüssen hinrichten. 

Dass sein Vater ein Mörder war, musste Juan schon früh mitbekommen. Wenn im Fernsehen Berichte von Bombenanschlägen oder Hinrichtungen liefen, erzählte ihm Pablo bereitwillig, für welche der Taten er verantwortlich war. 

Flucht vor dem Gesetz

Als der Drogenkrieg zwischen den verfeindeten Kartellen auf dem Siedepunkt war, musste die Familie von Escobar das Land verlassen. Das Cali-Kartell, der größte Konkurrent zu Pablos Gruppierung, verübte sogar mehrfach Bombenanschläge auf seine Familie. Juan floh nach Panama, Nicaragua und endete schließlich wieder in Kolumbien, wo er in den Untergrund gehen musste. Kontakt zu seinem Vater hatte er zu dieser Zeit nur über das Telefon – und das sollte Pablo schließlich auch zum Verhängnis werden.

Am 2. Dezember 1993 konnten Beamte der kolumbianischen Regierung sowie Sonderermittler der US-amerikanischen Drogenbehörde DEA Pablo Escobar aufgrund eines Telefonanrufs bei seinem Sohn zurückverfolgen. Pablo versuchte zu flüchten, wurde jedoch von den Spezialeinheiten erschossen. Zu diesem Zeitpunkt war Juan gerade einmal 16 Jahre alt.

Neues Leben

Bereits vor dem Tod seines Vaters hatten Juan, seine Mutter und seine Schwester versucht, aus Kolumbien zu fliehen. Auch in Deutschland versuchten sie ihr Glück, wurden jedoch direkt wieder in ein Flugzeug zurück nach Kolumbien gesetzt. Nach dem Tod seines Vaters war Juan der Gewalt der verbliebenen Drogenkartelle ausgesetzt. Er sah sich gezwungen, alle Besitztümer seiner Familie an das Cali-Kartell zu überschreiben. Im Gegenzug ließen sie ihn am Leben.

Ohne Geld reiste die Familie schließlich nach Mozambique, wo sie Kontakte zur Regierung hatten. Dort erhielten sie neue Namen, unter denen sie letztendlich nach Buenos Aires zogen. Als Sebastián Marroquín begann Juan dort ein neues Leben. Er studierte Architektur und lebt mittlerweile mit seiner Frau und einem gemeinsamen Sohn fest in Argentinien. Seine Schwester Manuela studierte ebenfalls und arbeitet als Ingenieurin mittlerweile in den Vereinigten Staaten.

Advokat für den Frieden

Juan hat ein Buch über seinen Vater geschrieben und auch an einer Dokumentation mitgewirkt, in dessen Rahmen er Verwandte der Opfer seines Vaters traf und sich für die schlimmen Taten entschuldigte. Er beschreibt die Begegnungen als therapeutisch und befreiend. 

Bis heute dürfen er und seine Familienmitglieder nicht offiziell nach Kolumbien zurückkehren. 

 
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