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An diesem Tag im Jahr 1990 gewann in Polen Lech Walesa, der Gründer der Gewerkschaft „Solidarität“, mit einem Erdrutschsieg die Wahl und wurde der erste direkt gewählte politische Führer.

Walesa wurde 1943 geboren und arbeitete als Elektriker in der Lenin-Schiffswerft in Danzig, wo er wegen seiner Gewerkschafts-Agitation 1976 gefeuert wurde. Als im August 1980 die Proteste in der Danziger Werft wegen eines Anstiegs der Essenspreise ausbrachen, kletterte Walesa über den Zaun der Werft und schloss sich den Tausenden Arbeitern auf dem Gelände an.

Er wurde zum Führer des Streik-Komitees gewählt und drei Tage später kam man den Forderungen der Streikenden nach. Walesa half daraufhin andere Streiks in Danzig zu koordinieren und verlangte, dass die polnische Regierung die freie Formierung von Gewerkschaften erlaubte und das Recht auf Streiks billigte. Am 30. August gab die Regierung den Forderungen der Streikenden nach. Gewerkschaften wurden legalisiert und es wurde eine größere Freiheit religiöser und politischer Äußerungen erlaubt.

Millionen polnischer Arbeiter und Bauern kamen zusammen und gründeten Gewerkschaften, „Solidarität“ wurde als nationale Vereinigung der Gewerkschaften gebildet, mit Walesa als Vorsitzendem. Unter Walesas charismatischer Führung wuchs die Organisation an Größe und politischem Einfluss und wurde bald zu einer großen Bedrohung für die Autorität der polnischen Regierung. Am 13. Dezember 1981 wurde in Polen das Kriegsrecht ausgerufen, „Solidarität“ wurde verboten und Walesa und andere Gewerkschaftsführer wurden verhaftet.

Im November 1982 führten erdrückende öffentliche Protestwellen zu Walesas Freilassung. „Solidarität“ blieb aber weiterhin illegal. 1983 bekam Walesa den Friedensnobelpreis. Weil er das unfreiwillige Exil fürchtete, lehnte er ab, nach Norwegen zu reisen, um den Preis entgegen zu nehmen. Walesa blieb der Führer der nun im Untergrund operierenden „Solidaritäts“-Bewegung. Er war ständiger Überwachung und Schikanierung durch die kommunistischen Behörden unterworfen. 1988 verschlechterten sich die wirtschaftlichen Bedingungen und führten zu einer neuen Welle von Arbeiterstreiks in ganz Polen. Die Regierung war gezwungen mit Walesa zu verhandeln.

Im April 1989 wurde „Solidarität“ wieder legalisiert und die Mitglieder durften in begrenzter Kandidatenanzahl bei den anstehenden Wahlen antreten. Im September war eine von „Solidarität“ geführte Regierungskoalition im Amt, mit Walesas Kollegen Tadeusz Mazowiecki als Premier. 1990 wurde Polens erste direkte Präsidentenwahl abgehalten und Walesa gewann mit einem Erdrutschsieg. Präsident Walesa führte erfolgreich Freie Markt Reformen durch, aber leider war er als Gewerkschaftsführer wesentlich wirkungsvoller als als Präsident.

1995 wurde er in seiner Wiederwahl von dem ehemaligen Kommunisten Aleksander Kwasniewski knapp besiegt, dem Führer des demokratisch-linken Bündnisses.