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Wilbur und Orville Wright waren amerikanische Erfinder und Pioniere der Luftfahrt. 1903 gelang den Brüdern ein gesteuerter Flug mit einem Motorflugzeug. 

 

Frühe Lebensjahre

Wilbur Wright wurde am 16. April 1867 in der Nähe von Millville, Indiana, geboren. Er war das mittlere Kind einer Familie mit fünf Kindern. Sein Vater Milton Wright war Bischof in der Kirche der Vereinigten Brüder in Christo. Als Wilburs liebster Spielkamerad galt sein jüngerer Bruder Orville, geboren 1871.

Milton Wrights Arbeit als Prediger führte ihn häufig in andere Ortschaften. So brachte er seinen Kindern oftmals kleine Spielsachen mit. 1878 bekamen seine Jungs ein Modell eines Hubschrauber. Die Rotorblätter des Spielzeugs aus Kork, Bambus und Papier wurden von einem Gummiband angetrieben. Es basierte auf einem Entwurf des französischen Luftfahrtpioniers Alphonse Pénaud. Wilbur und Orville faszinierten das Spielzeug und die Geschichte dahinter. Sie entwickelten eine lebenslange Liebe zur Luftfahrt und zum Fliegen.

Wilbur war ein kluges, fleißiges Kind und in der Schule hervorragend. Er galt als kontaktfreudig und wollte nach der High School die Yale University besuchen. Im Winter 1885/86 veränderte ein Unfall allerdings alles. Er wurde bei einem Eishockeyspiel schwer verletzt als ihm der Schläger eines anderen Spielers ins Gesicht schlug.

Obwohl die meisten seiner Verletzungen schnell heilten, stürzte der Vorfall Wilbur in eine Depression. Er schaffte sein Abitur nicht, ging nicht aufs College und zog stattdessen zurück ins Elternhaus. Wilbur verbrachte einen Großteil der Zeit daheim, las Bücher in der hauseigenen Bibliothek und kümmerte sich um seine kranke Mutter, die 1889 an Tuberkulose starb.

In dem Jahr gründeten die Brüder ihre eigene Zeitung, die „West Side News“. Wilbur bereitete das Blatt auf, Orville war der Herausgeber. Die Brüder teilten auch ihre Leidenschaft für Fahrräder – eine Begeisterung, die das ganze Land damals teilte. 1892 eröffneten Wilbur und Orville ein Fahrradgeschäft, reparierten Fahrräder und verkauften eigene Modelle.

 

Das Flugzeug

Die Brüder Wright arbeiteten stets an eigenen Projekten, verfolgten jedoch auch die Arbeit anderer Luftfahrtpioniere wie jene des deutschen Fliegers Otto Lilienthal. Als Lilienthal bei einem Segelflugunfall starb, starteten die Brüder ihre eigenen Flugexperimente. Wilbur und Orville waren entschlossen, ihr eigenes Flugzeug zu entwickeln. Sie begaben sich nach Kitty Hawk, North Carolina, das für seine starken Winde bekannt ist.

Wilbur und Orville machten sich an die Arbeit, um herauszufinden, wie man Flügel entwirft. Sie beobachteten, dass Vögel ihre Flügel abwinkelten, um Gleichgewicht und Kontrolle zu erlangen. Sie versuchten dies nachzuahmen, indem sie ein Konzept entwickelten, das als Flügelverwindung bezeichnet wird. Als sie ein bewegliches Ruder hinzufügten, stellten die Gebrüder Wright fest, dass sie am richtigen Weg waren. Die ersten Tests machten sie mit Gleitflugzeugen. Am 17. Dezember 1903 gelang ihnen dann der erste gesteuerte Flug eines motorisch angetriebenen Flugzeugs, das schwerer als Luft war. Wilbur flog mit dem „Flyer I“ den Tagesbestwert mit einer Dauer von 59 Sekunden und einer Weite von knapp 260 Metern – eine außergewöhnliche Leistung.

Die Gebrüder Wright mussten bald feststellen, dass ihr Erfolg nicht von allen geschätzt wurde. Die Presse sowie andere Flugexperten zögerten, die Geschichte des geglückten Flugs überhaupt zu glauben. Infolgedessen machte sich Wilbur 1908 auf den Weg nach Europa, wo er hoffte, mit der Erfindung die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen und Flugzeuge verkaufen zu können.

 

Ruhm

In Frankreich fand Wilbur ein empfänglicheres Publikum vor. Er machte viele öffentliche Flüge mit dem Doppeldecker "Wright Model A", unter anderem flog er mit Funktionären, Journalisten und Staatsmännern. 1909 folgte Orville seinem Bruder nach Europa, ebenso ihre jüngere Schwester Katharine. Die Wrights wurden dort zu Prominenten, die von Angehörigen königlicher Familien und Staatsoberhäuptern empfangen wurden und ständig in der Presse präsent waren. Die Wrights begannen, ihre Flugzeuge in Europa zu verkaufen, bevor sie 1909 in die USA zurückkehrten. Die Brüder wurden wohlhabende Geschäftsleute und bauten Flugzeuge für Auftraggeber in Europa und den USA.

Wilbur und Orville schrieben sich ihre Innovationen immer gleichermaßen zu. Während ihres gesamten Lebens pflegten sie eine enge Beziehung zueinander. Hinter den Kulissen gab es jedoch eine Arbeitsaufteilung. Mit seinem scharfen Instinkt hatte Wilbur den stärker ausgeprägten Sinn fürs Geschäft und fungierte deshalb als Vorsitzender der „Wright Company“.

 

Tod und Vermächtnis

Wilbur wurde auf einer Reise nach Boston im April 1912 schwer krank. Bei ihm wurde Typhus diagnostiziert und er starb am 30. Mai in seinem Haus in Dayton, Ohio. Milton Wright schrieb in sein Tagebuch: „Ein unfehlbarer Intellekt, ein unerschütterliches Temperament, große Eigenständigkeit und ebenso große Bescheidenheit. Er sah das Richtige klar und verfolgte es stetig.“

Mit dem Tod von Wilbur endete auch die Wright-Ära. Zwar betätigte sich Orville bis zu seinem Tod im Jahr 1948 weiter in der Luftfahrt-Technik, doch an die früheren Erfolge konnte er nicht anschließen. Viele Rechtsstreits wegen Patenten führten ins Nichts, die Weiterentwicklung der eigenen Flugmaschinen durch andere Konstrukteure folgte Schlag auf Schlag. 

Obwohl ihre Flugexperimente und ihre Pionierleistung in der Luftfahrt zum Teil umstritten sind, gelang ihnen mit der Entwicklung des aerodynamischen Steuerungssystems eine Erfindung, die einen kontrollierten Flug mit einem Motorflugzeug erstmals möglich machte. Querruder, Höhenruder und Seitenruder sind noch heute Grundlagen des Flugzeugbaus. Die Brüder Wright waren auch die ersten Flugzeugkonstrukteure, die es schafften, ein verkaufbares Flugzeugmodell auf den Markt zu bringen. Durch die genaue fotografische Dokumentation ihrer Flugversuche wurden auch Kritiker von ihren Erfolgen überzeugt.

 

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