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Am 6. Februar 1928 reist eine Frau in New York City ein, die sich selbst Anastasia Tschaikovsky nennt und behauptet, die jüngste Tochter des ermordeten Kaiserpaares von Russland, Nikolaus II. und Alexandra Fjodorowna, zu sein. Zwischen 1918 und 1928 hatten mehr als ein Dutzend andere Frauen bereits behauptet, die wahre verlorene Erbin des Vermögens des Zaren zu sein. Daher waren einige Reporter verständlicherweise skeptisch, als plötzlich eine weitere Anastasia Tschaikovsky auftauchte.

 

Anna Anderson

 

Trotzdem wurde sie während ihres Aufenthalts in New York wie ein Star behandelt. In einem Hotel checkte sie unter dem Namen Anna Anderson ein, was später ihr dauerhaftes Alias werden sollte. Während dieser Zeit sprachen zahlreiche von Romanovs Verwandten und Bekannten mit ihr und viele waren beeindruckt, wie ähnlich sie Anastasia sah und welche kleinen Details sie über das Leben der Romanov Familie wusste.

Dieses Wissen verschaffte ihr letztendlich auch Zugang zu dem, was von Romanovs Vermögen außerhalb der UdSSR übriggeblieben war. Außerdem wurde sie dadurch zu einer gern gesehenen Schachfigur für weitere Zaren, die im Exil lebten und immer noch darauf hofften, den russischen Kommunistenführer Lenin vom Thron stoßen zu können.

 

Der Onkel schöpft Verdacht

 

Der Großherzog von Hessen-Darmstadt, der Alexandras Bruder und somit Anastasias Onkel war, wurde jedoch zu einem der maßgeblichen Zweifler an der neuen Zaren-Tochter. Er beauftragte einen Privatdetektiv, ihre wahre Identität herauszufinden.

Der Detektiv verkündete schließlich, dass sie in Wahrheit Franziska Schanzkowska sei, eine polnisch-deutsche Fabrikarbeiterin aus Pommern, die im Jahr 1920 verschwunden war. Schanzkowska hatte psychische Probleme und galt als mental instabil. Die Funde des Detektivs wurden in deutschen Zeitungen veröffentlicht, aber nie zweifelsohne bewiesen. Anna Anderson kämpfte weiter für die Anerkennung ihrer Identität, verlor über die Jahre jedoch zahlreiche Gerichtsprozesse dazu. Sie starb im Jahr 1984.

 

Das angebliche Romanov-Grab

 

1991 fanden russische Hobby-Detektive die Stelle, an der Romanov angeblich begraben liegen soll. Sie bezogen sich dabei auf kurz vorher veröffentlichte Regierungsberichte zu Romanovs Hinrichtung. Russische Beamte übernahmen den Fall und exhumierten die menschlichen Überreste. Konnte es wirklich wahr sein, dass Anastasia entkommen konnte und als Anna Anderson wiederaufgetaucht war?

 

Die Antwort auf die Frage

 

1994 wollten US-amerikanische und englische Forscher diese Frage ein für alle Mal aufklären. Anhand einer Gewebeprobe der verstorbenen Anderson aus einem Krankenhaus in Virginia, verglich das Forscherteam ihre DNA mit Proben von der Romanov-Familie. Sie kamen dabei zu dem eindeutigen Urteil: Anna Anderson war nicht mit den Romanovs verwandt.

Einige Zeit später verglichen die Wissenschaftler ihre DNA schließlich noch mit der von Karl Maucher, einem Großneffen von Franziska Schanzkowska. Die Proben stimmten überein und bewiesen somit endlich die Theorie, die ein deutscher Detektiv bereits in den 20er Jahren aufgestellt hatte. Damit war eines der größten Mysterien des 20. Jahrhunderts endlich aufgeklärt.