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  • Zwei Täter überfielen zuerst eine Bank und fuhren anschließend mit ihrer Beute und mehreren Geiseln tagelang durch Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und bis in die Niederlande. Als die Polizei das Fluchtauto nach einer mehr als zweitägigen Irrfahrt schließlich bei Bad Honnef stoppte, waren drei Menschen tot.
  • Der Vorfall entfachte eine regelrechte journalistische Jagd auf die spektakulärsten Bilder und Nachrichten und löste so eine Debatte über die Verantwortung der Medien und die Grenzen der Berichterstattung aus.
  • Die einstündige Dokumentation „Das Geiseldrama von Gladbeck“ wird am Sonntag, 22. Juli, um 20.15 Uhr als Senderpremiere auf HISTORY zu sehen sein.
  • Mittels Originalaufnahmen und Interviews mit Überlebenden, beteiligten Polizeikräften und Journalisten zeichnet die Dokumentation das Verbrechen nach und beleuchtet mediale Entgleisungen und Pannen der Polizei.

Es war eines der aufsehenerregendsten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte. Dieter Degowski, der nach 30 Jahren Haft seit Mitte Februar wieder auf freiem Fuß ist, überfiel zusammen mit Hans-Jürgen Rösner am 16. August 1988 eine Filiale der Deutschen Bank im nordrhein-westfälischen Gladbeck. Anschließend erpressten sie von der Polizei einen Fluchtwagen. Mit mehreren Geiseln und einer Beute von mehr als 400.000 D-Mark fuhren sie davon, gefolgt von Journalisten und der Polizei. Eine zwei Tage andauernde Irrfahrt begann, auf der sie mehrfach das Fahrzeug wechselten und einen vollbesetzten Linienbus unter ihre Kontrolle brachten. Am Ende des Geiseldramas auf der Autobahn 3 bei Bad Honnef waren drei Menschen tot.

Anlässlich des 30. Jahrestags der Tragödie zeigt HISTORY am Sonntag, 22. Juli, um 20.15 Uhr als Senderpremiere „Das Geiseldrama von Gladbeck“. Die einstündige Dokumentation zeichnet mittels Originalaufnahmen sowie Interviews mit Überlebenden und Angehörigen, darunter die Geisel Ines Falk (geb. Voitle) und die Mutter der getöteten Silke Bischoff, sowie mit beteiligten Polizeikräften und Journalisten, wie der damalige Chefredakteur von Radio Bremen Ulrich Kienzle (Frontal), den Tathergang nach und beleuchtet darüber hinaus die strittige Rolle der Polizei und Medien.  

Die Dokumentation zeigt, dass viele Journalisten in dem Vorfall eine große Chance sahen. Über den gesamten Zeitraum hinweg blieben sie den Flüchtenden in einem Wettrennen um die sensationellsten Nachrichten und Bilder auf den Fersen. Einigen Reportern gelang es sogar, von Angesicht zu Angesicht mit den Tätern zu sprechen, während die Geiseln um ihr Leben fürchteten. So sieht man in dem Film beispielsweise, wie Journalisten Hans-Jürgen Rösner unmittelbar neben dem von ihm und seinem Komplizen entführten Linienbus zum Interview bitten. In einer weiteren Szene wird Dieter Degowski interviewt, während er der später getöteten Silke Bischoff eine Waffe an den Kopf hält. Ein Medienvertreter fuhr überdies zeitweise im Auto der Entführer mit, um sie zu lotsen.

Jene Sensationsgier der Journalisten entfachte eine gesellschaftliche Diskussion über die Verantwortung der Medien und die Grenzen der Berichterstattung. Auch den Polizeikräften schlug anschließend scharfe Kritik entgegen, denn sie wirkten teils planlos und unkoordiniert und ließen mitunter Chancen zum Zugriff verstreichen.

Dass die Täter zu allem bereit waren, wurde spätesten mit dem Tod des ersten Opfers offensichtlich. Degowski schoss dem 14-jährigen italienischen Jungen Emanuele, der mit seiner kleinen Schwester im Linienbus saß, in den Kopf, weil die Polizei die Freundin Rösners, die zuvor an einer Raststätte festgenommen worden war, nicht schnell genug freiließ. Der zweite Tote war ein Polizeibeamter, dessen Wagen bei der Verfolgung mit einem LKW kollidierte. Bei Bad Honnef fand das Geiseldrama letztlich sein trauriges Ende. Als die Polizei schließlich den Zugriff wagte, wurde die 18-jährige Geisel Silke Bischoff von einer Kugel aus Rösners Waffe getroffen und tödlich verletzt.

„Das Geiseldrama von Gladbeck“ wurde 2013 vom ZDF produziert. Als Autor zeichnet Uli Weidenbach für die Doku verantwortlich.

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