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Foto (c) Laurent ERRERA / CC BY-SA 2.0

 

Am 8. März 2014 verliert Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 227 Passagieren und 12 Besatzungsmitgliedern weniger als eine Stunde nach dem Start in Kuala Lumpur den Kontakt zur Flugsicherung, kommt dann vom Kurs ab und verschwindet für immer.

 

Was war passiert?

Flug MH370 der Fluglinie Malaysia Airlines startete am 8. März 2014 um 00:41 Uhr Ortszeit vom internationalen Flughafen Kuala Lumpur. Das Ziel der Boeing 777 war der Peking International Airport. Um 1:07 Uhr wurde die letzte automatische Positionsmeldung des Flugzeugs gesendet, um 1:19 Uhr die letzte Sprachübertragung aus dem Cockpit: „Good Night, Malaysian 370.“ Eine Nachricht, die nicht ungewöhnlich ist. Etwa eine Stunde nach der geplanten Landung von Flug 370 in Peking gab Malaysia Airlines bekannt, dass das Flugzeug vermisst wird. Vor dem mysteriösen Verschwinden der Boeing 777 gab es scheinbar keine Zwischenfälle.

 

Die Suche beginnt

Die Suche nach MH370 wurde zur teuersten Suchaktion in der Geschichte der Luftfahrt. 120.000 Quadratkilometer des Indischen Ozeans wurden bis 2017 abgesucht. Danach endete der Einsatz. Eine private Suche wurde im folgenden Jahr vom Auftragnehmer Ocean Infinity gestartet. Auch durch dieses Unternehmen konnte keine Spur des vermissten Flugzeugs gefunden werden. Ocean Infinity hofft, seine Suche 2023 oder 2024 wieder aufnehmen zu können, vorbehaltlich der Genehmigung durch die malaysische Regierung.

Fast unmittelbar nach dem Verschwinden des Flugzeugs wurde eine Entführung als mögliche Ursache vermutet. Mehr als 600 Landebahnen wurden identifiziert, auf denen Entführer das Flugzeug gelandet haben könnten. Die offizielle Erklärung für das Verschwinden von MH370 besagt, dass das Flugzeug in den südlichen Indischen Ozean gestürzt ist. Der damalige malaysische Premierminister Najib Razak hatte 2014 bekannt gegeben, dass sich Flug MH370 seiner letzten Position nach mitten im Indischen Ozean, westlich von Perth, befand. In Anbetracht des zur Verfügung stehenden Treibstoffs hätte der Flug von dort aus keinen weiteren Landeplatz mehr erreichen können. Der Flug wurde damit für verloren und alle Passagiere für tot erklärt.

Seit dem Verschwinden des Flugzeugs wurden viele Theorien über dessen Verbleib aufgestellt. Diese fallen in ein Spektrum von „plausibel“ wie etwa eine Flugzeugentführung oder einem Cockpitbrand bis hin zu „ausgefallen“ wie eine Entführung durch Außerirdische.

Trümmer, die als zu MH370 gehörend identifiziert wurden, wurden 2015 und 2016 an die Küste von Inseln im westlichen Indischen Ozean gespült, was einigen der fantasievolleren Theorien ein Ende setzte. Doch bis das Wrack und seine Flugschreiber geborgen werden, wird der wahre Grund für das Verschwinden die Spekulationen weiter anheizen. Und selbst die entdeckten Trümmerteile werden von manchen Ungläubigen als Fälschungen angesehen.

Wir sind einigen bekannten Theorien nachgegangen.

 

Terrorismus

Spekulationen über die Übernahme des Flugzeugs durch Terroristen wurden durch die sozialen Medien angeheizt. Russische Medien verbreiteten unterdessen die Annahme, dass Terroristen das Flugzeug nach Afghanistan geflogen hätten und seine Passagiere und Besatzung als Geiseln hielten.

 

Nordkorea

Ein Gerücht in den sozialen Medien deutete darauf hin, dass das Flugzeug entführt und nach Nordkorea geflogen worden war, wie es 1969 mit Korean Airlines YS-11 passiert war. Das Gerücht hatte wenig Glaubwürdigkeit, da China einer der wenigen Verbündeten Nordkoreas ist. Die Entführung seiner eigenen Bürger ist nicht nur höchst unglaubwürdig, sondern auch gefährlich für ein Regime, das sich so sehr auf seinen Nachbarn verlässt.

 

 

Diego García

Verschwörungstheoretiker begannen im Internet die Idee zu verbreiten, dass das Flugzeug von den Vereinigten Staaten entführt und zum US-Militärstützpunkt auf der Insel Diego García im Indischen Ozean geflogen worden war. Die US-Behörden leugneten energisch, dass sie am Verschwinden des Flugzeugs beteiligt waren, und verwiesen auf die Trümmer, die 2015 angespült wurden.

 

Handy-Theorie

Mehrere Verwandte und Freunde von Passagieren an Bord von Flug MH370 sagten, dass es am anderen Ende der Leitung klingelte, als sie versuchten, die Passagiere zu kontaktieren, nachdem das Flugzeug verschwunden war. Dies veranlasste die Betroffenen zu der Annahme, dass die Passagiere, weil ihre Handys scheinbar noch funktionierten, am Leben sein und irgendwo als Geiseln gehalten werden müssten. Diese Theorie wurde von dem Analysten Jeff Kagan endgültig dementiert, der darauf verwies, dass das Klingeln für gewöhnlich zu hören ist, während das Netzwerk nach einer Verbindung sucht, auch wenn das Handy bereits zerstört ist.

 

Selbstmord des Piloten

Lange Zeit galt diese Theorie als am wahrscheinlichsten: Zaharie Shah, Pilot des Flugs MH370, könnte Selbstmord begangen haben.

Die Theorie gewann an Zugkraft, als sich herausstellte, dass Shah nach dem 8. März 2014 keine sozialen oder beruflichen Pläne gemacht hatte. Außerdem soll er an dem Flugsimulator, den er daheim hatte, zuletzt die Route geflogen sein, die auch Flug MH370 unerklärlicherweise eingeschlagen hatte – jene entlang des südlichen Korridors.

Doch Shahs Familie bestreitet vehement, dass das Flugzeug durch einen Selbstmord des Piloten zerstört wurde. Eine psychologische Begutachtung von Zaharie Shah sieht einen Selbstmord ebenfalls als unwahrscheinlich an. Nach jahrelangen Spekulationen sprach ihn eine offizielle Erklärung von jeder Schuld frei.

 

Abgeschossen

Eine weitere Theorie legt nahe, dass das Flugzeug abgeschossen wurde. Die meisten Menschen, die diese Annahme unterstützen, geben den Vereinigten Staaten die Schuld. Einige vermuten, dass MH370 versehentlich im Rahmen einer gemeinsamen US-thailändischen Militärübung abgeschossen wurde. Andere sagen, dass das Flugzeug absichtlich zerstört wurde, da die Befürchtung bestand, dass es als Waffe bei einem Angriff im Stil des 11. September 2001 auf die Militärbasis Diego García eingesetzt werden könnte. Oder aber das prekäre Frachtgut, das zum Teil tatsächlich nicht erfasst worden war, sollte nicht in die Hände einer feindlichen Nation kommen. Es wurden bisher jedoch keine glaubwürdigen Beweise vorgelegt, um diese oder ähnliche Theorien zu stützen.

 

Feuer

Eine etwas plausiblere Theorie besagt, dass ein Brand im Cockpit, im Frachtraum oder anderswo das Flugzeug zum Absturz brachte. Frühere Brände, wie etwa jener, der Egypt Air 667 oder Nigeria-Airways-Flug 2120 zerstört hatte, sollen diese Behauptung untermauern.

 

Cyber-Attacke

Sally Leivesley, eine ehemalige wissenschaftliche Beraterin der britischen Regierung, vermutete, dass das Flugzeug möglicherweise durch einen Cyber-Angriff abgeschossen wurde. Boeing wies die Theorie schnell zurück und erklärte, dass sie von ihren Sicherheitsmaßnahmen für das Flugsystem überzeugt seien und ein Hacker sie nicht überwinden könne.

 

Wilde Theorien

Immer wenn sich eine Tragödie ereignet, die unerklärbar scheint, greifen manche Menschen zu ausgefallenen Theorien zurück. MH370 war da keine Ausnahme, mit Erklärungen, die von einem schwarzen Loch in ein anderes Universum bis hin zu einer Entführung durch Außerirdische reichen. Diese Annahmen stützt lediglich die Fantasie mancher weniger Menschen.

Bis Wrack oder Flugschreiber gefunden sind, wird es weiterhin Spekulationen über den mysteriösen Absturz von Flug MH370 geben. Und selbst ein eigentlich gewöhnliches „Good Night“ aus dem Cockpit wird dadurch zu einer Aussage mit mysteriöser Tiefe.

 

 

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