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An diesem Tag im Jahr 1985 brach der Vulkan Nevado del Ruiz aus, nachdem er fast 70 Jahre lang geruht hatte. Der Nevado del Ruiz ist ein aktiver Vulkan, der ungefähr 180 Kilometer südwestlich von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá entfernt ist.

Der Ausbruch hatte furchtbare Folgen. Über 23.000 Menschen starben am Fuße des Nevado del Ruiz, der Großteil davon in der Stadt Armero. Der Ausbruch erwies sich als zweitschlimmster des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch kam jedoch nicht plötzlich und überraschend.

Eine große Eruption war schon einige Zeitlang vorhergesagt worden. In den Tagen und Wochen vor der Tragödie hatte die erhebliche Vulkanaktivität in der Region angezeigt, dass ein Ausbruch bevorstand.

Ein Team von Vulkanforschern hatte ungewöhnlich hohe Level an schwefel- und nitrosehaltigen Gasen gemessen, die aus dem Vulkan austraten. Dies deutete darauf hin, dass sich flüssige Lava nahe der Oberfläche befand. Am Tag des Ausbruchs spuckte der Vulkan gewaltige Ascheschwaden in die Atmosphäre und hüllte die Gegend in einen giftigen Nebel.

Das schien der Vorbote der Katastrophe zu sein. Aber trotz aller wiederholten Warnungen, dass der Vulkan einen kritischen Punkt erreicht hatte, entschieden sich die Behörden der Region gegen eine Evakuierung von Armero.

Sie rieten den Anwohnern nur, im Haus zu bleiben und alle Fenster zu schließen. Teilweise wurden diejenigen, die zu einer frühen Evakuierung der Gegend aufriefen als Panikmacher beschimpft. Als der Vulkan ausbrach, schmolz die Hitze der Lava die Gletscher, die sich auf der Spitze des Vulkans gebildet hatten. Schnell kam es zu riesigen und schnell fließenden Wassermassen.

Diese Wassermassen, oder Lahars, häuften große Mengen von Geröll an, als sie den Berg hinunterstürzten. Dadurch verstopften die Flüsse, die die Hügel hinabflossen.

Gegen 23:30 Uhr desselben Abends, fast zweieinhalb Stunden, nachdem der Vulkan ausgebrochen war, zerstörte eine nicht aufzuhaltende Wand aus Wasser, Felsen, Steinen, Lava und Lehm die nichts ahnende Stadt und zerstörte alles, was ihr in den Weg kam. Als die Lahars Armero erreichten, wurden Bäume entwurzelt, Gebäude aus ihren Fundamenten gerissen, Autos und Lastwagen schleuderten zur Seite wie Spielzeug.

Weglaufen war sinnlos. Von den 29.000 Menschen, die in Armero lebten, starben mehr als 20.000. Andere Siedlungen waren ebenfalls betroffen.

So berichtete die Stadt Chinchiná von mehr als 1.000 Toten. Die entsetzlichen Auswirkungen der Eruption wurden noch verschlimmert durch die Schwierigkeiten, denen die Rettungsteams ausgesetzt waren. Dicke Schichten von Geröll und Schlamm lagen über dem Gebiet. Ein Vorwärtskommen war im Katastrophengebiet kaum möglich.

Zu allem Unglück hatte ein Terroranschlag, der einige Tage zuvor in der Hauptstadt stattgefunden hatte, viele Hilfskräfte nach Bogotá gelenkt, so dass die örtlichen Rettungsdienste unterbesetzt und überfordert waren.

Die Tragödie von Armero war der Auslöser für eine Überholung des Katastrophenschutzes in Kolumbien. Um sicher zu gehen, dass sich ein solch riesiger Verlust an Menschenleben nicht wiederholen würde, führte man Frühwarnsysteme ein. Diese Systeme sollten Massenevakuationen im Falle eines anderen Ausbruchs erleichtern.

Seit der Katastrophe kam es zu einigen weiteren Vulkanausbrüchen in Kolumbien, aber das vorhandene Frühwarnsystem hat sich als sehr effektiv erwiesen.

Bild: © Jacques Langevin/Sygma/Corbis