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Im Jahr 2003 suchte ein Team australischer und indonesischer Archäologen auf der indonesischen Insel Flores nach einem Beweis für frühe menschliche Migration von Asien nach Australien.

Dabei stießen sie in Liang Bua, einer Höhle auf Flores, auf eine Entdeckung, welche die Welt der Archäologie erschüttern sollte: Den Menschen von Flores.

Dabei handelt es sich um einen Teil von acht Skeletten, die von den Archäologen Mike Morwood und R. P. Soejono und ihrem Team ausgegraben wurden. Ihr Alter wird auf 38.000 bis 13.000 Jahre datiert. Sie repräsentieren wahrscheinlich eine neue Art der Gattung „Homo“. Wegen ihrer geringen Größe wurden diese Hominiden als „Hobbits“ bezeichnet. Gehirne und Körper waren sehr klein.

Ein Skelett, das „Little Lady of Flores“ genannt wurde, maß nur einen Meter und wog 55 Pfund.

Der Mensch von Flores schien vor nicht allzu langer Zeit ausgestorben zu sein. Archäologische Datierungen gehen davon aus, dass der „Homo floresiensis“ noch vor 12.000 Jahren am Leben gewesen war. Es scheint sogar, dass die Gattung gleichzeitig mit modernen Menschen („Homo sapiens“) auf der indonesischen Insel Flores gelebt hat. Seit seiner Entdeckung untersuchen Forscher, ob der „Homo floresiensis“ eine neue Gattung repräsentiert, die sich vom modernen Menschen abhebt.

Dieser Befund würde die anthropologischen Lehrbücher neu schreiben – und auch die Geschichte.

Einige akademische Artikel vergleichen die Handwurzelknochen und die Arm- und Schultergelenke des Menschen von Flores mit denen von Schimpansen und Affen. Sie vermuten, dass der „Homo floresiensis“ sich tatsächlich von der Gattung „Homo sapiens“ unterscheidet. Der indonesische Anthropologe Teuku Jacob und weitere Wissenschaftler sind hingegen der Meinung, dass der Mensch von Flores ein moderner Mensch war, der unter Mikrozephalie litt – einer neurologischen Entwicklungsstörung – und deswegen der Kopf kleiner war als bei einer Person des gleichen Alters und Geschlechts.

Forscher gehen davon aus, dass die Vorfahren des Menschen von Flores vermutlich vor einer Million Jahren auf der Insel Flores ankamen, entweder mit einer frühen Form des Schiffes oder einer einfachen Landbrücke.

Sie benutzten wahrscheinlich Steinwerkzeuge, die sich neben ihren Körpern fanden. Mit ihnen jagten sie kleine, elefantenähnliche Tiere, die Stegodon oder Zwergelefanten genannt wurden. Isoliert auf einer kleinen Insel kam es unter der Gattung zu Inzucht wie Forscher vermuten. Dies führte dazu, dass ihr Körper kleiner wurde, ein Prozess, der auch unter dem Namen „Inselverzwergung“ bekannt ist. Klimawandel und die Ausbreitung des modernen Menschen kann letztendlich auch zum Aussterben geführt haben. Wissenschaftler sind immer noch dabei zu ermitteln, ob der Mensch von Flores eine neue Gattung ist.

Seine Entdeckung und die Möglichkeit, dass Menschen neben einer anderen Gattung existiert haben, ist eine der überragendsten Funde der Paläoanthropologie in mehr als einem halben Jahrhundert.

Bild: © Christian Darkin / Alamy (links) and © Picture Press / Alamy (rechts)