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San Marino, oder, um den ganzen Titel zu nutzen, Repubblica di San Marino mit dem Beinamen La Serenissima, ist eine kleine Enklave im Nordosten Italiens. San Marino liegt am Fuß des Apennin, nahe der adriatischen Küste. Seine Bevölkerung umfasst nur 30.000 Einwohner; es ist damit das kleinste Mitglied der EU. Aber es ist auch der älteste erhaltene unabhängige Staat und die älteste erhaltene konstitutionelle Republik der Welt. Wie es solch einem alten Territorium gebührt, ist die Geschichte seiner Gründung ziemlich undurchsichtig und verworren.  

San Marino wurde auf jeden Fall von dem liburnischen Steinhauer und Laienprediger Marinus von der Insel Arb gegründet. Aber es gibt unterschiedliche Geschichten darüber, wie das stattgefunden haben soll. Was wir wissen, ist, dass Marinus ein Christ war und daher ein frühes Opfer der diokletianischen Christenverfolgung. Er gründete San Marino auf dem Monte Titano als eine Art Zufluchtsort.

Obwohl die letzte, teilweise heftige Christenverfolgung des Römischen Reiches im Jahr offiziell 303 begann, hatte die Bekämpfung schon Jahrzehnte vorher angefangen. Nach der Konsultation des Apollo-Orakels im Winter 302 erstellte der Kaiser Diokletian eine Reihe von Verordnungen, die befahlen, dass alle Christen sich an traditionelle religiöse Praktiken hielten, darunter die Vorschrift der Opfer an die römischen Götter, ansonsten würden sie in Gefangenschaft kommen oder getötet werden.

Laut einer Darstellung floh Marinus von Arb, einer römisch-besetzten Insel auf liburnischem Territorium (heute heißt die Insel Rab und ist unter kroatischer Zuständigkeit), direkt zum Monte Titano.

Ein anderer Bericht behauptet, dass er nach Italien reiste, um bei der Erbauung der Stadtmauern von Rimini mitzuarbeiten, die von gefährlichen liburnischen Piraten 257 niedergerissen worden waren. Damals begann er Gottesdienste für verfolgte christliche Gefangene zu halten, die wegen ihres Glaubens zur Arbeit im Steinbruch verurteilt worden waren.

Eine dritte Darstellung erzählt, dass Marinus als Steinmetz in Rom an dem Sarkophag eines verstorbenen Ehemannes einer Witwe gearbeitet hat. Angeblich soll er die Witwe Felicita zum Christentum bekehrt haben und wurde dafür mit dem Monte Titano belohnt.

Wie auch immer es war, so haben alle drei Geschichten das gleiche Ende, laut dem sich Marinus in die Berge zurückzog, dort eine Kapelle baute, eine religiöse Gemeinschaft gründete und ein frommes Leben der Besinnlichkeit an den Hängen des Titano führte.

Laut einer zweifelhaften Legende soll er im Winter 366 mit den Worten „Relinquo vos liberos ab utroque homine“ verstorben sein, was so viel bedeutet wie „Ich lasse euch zurück als frei von diesem und jenem Menschen“.

Selbst bei seinem Tod soll Marinus San Marinos Unabhängigkeit vom Kaiser und vom Papst beibehalten haben und diese Freiheit dauert bis heute an.

Bild: © Alamy

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