Eines von Europas ältesten und schönsten Theatern, das Teatro Olimpico in Vicenza, hatte an diesem Tag im Jahr 1585 seine erste Aufführung. Entworfen hatte es der aus Vicenza stammende Architekt Andrea Palladio. Er war ein Meister der Renaissance-Architektur; viele berühmte Gebäude in Italien hat er entworfen.
Das Theater hatte die Olympische Akademie von Vicenza gegen Ende der 1570er Jahre in Auftrag gegeben. Palladio war die naheliegende Wahl für die Entwürfe. Immerhin war er ein bekannter und ortsansässiger Architekt und einer der Gründer der Akademie. Als die Arbeiten an dem kunstvollen Bauwerk 1580 begannen, kamen sie fast sofort zu einem Stopp, weil Palladio überraschend verstarb.
Das Projekt übernahm der venezianische Architekt Vincenzo Scamozzi. Er arbeitete mit den schwierigen Entwürfen des Meisters. Als Palladio starb, waren die Entwürfe für das Innere des Theaters noch nicht beendet. Scamozzi fertigte daher eigene Entwürfe für die Bühne und den Zuschauerraum des Theaters an.
Diese Entwürfe beinhalteten ein prachtvolles Bühnenbild und „Trompe l’oeil“-Kulissen. So entstand der Eindruck von dreidimensionalen Straßen und Gebäuden. Der innovative Scamozzi erfand außerdem einen Weg, individuelle Räume zu beleuchten, um Tiefe und Perspektive anzudeuten.
Obwohl Scamozzi das Projekt vollendete, ist das Theater ein überragendes Beispiel von Palladios Genie. Es zeigt deutlich seine Liebe und Anerkennung der römischen Architektur. Palladio war in seiner Arbeit etwas eingeschränkt, was die Dimensionen des Grundstückes anging, das für das Theater vorgesehen war; es musste nämlich hinter einen Teil der städtischen Befestigungsmauer passen.
Das hinderte ihn aber nicht daran, Elemente der römischen Architektur in den Entwurf einzuarbeiten. Besonders die elliptische Form des Zuschauerraums und die klassischen Säulen, die das Dach stützen, sind hierfür ein Beispiel.
Nach fünf Jahren der Konstruktion wurde das Theater mit einer Vorführung von Sophokles’ „König Ödipus“ eingeweiht. Trotz seiner Pracht wurde das Theater nach seiner Einweihung nur spärlich genutzt. Dies lag vielleicht an der bis dahin unbekannten Größe des Theaters.
In Anerkennung seines hervorragenden Zustandes und aufgrund seiner Bedeutung als Beispiel für Architektur der Renaissance, erklärte die UNESCO das Theater 1994 zum Weltkulturerbe.
Das Teatro Olimpico ist heutzutage das älteste alleinstehende Theater der Welt. Es wird immer noch genutzt, wenn auch mit beschränktem Zutritt. Die Fragilität des historischen Gebäudes lässt nur ein Minimum an Zuschauern zu. Der Zuschauerraum ist daher auf 400 Plätze beschränkt.
Das Theater ist nur zwei kurze Saisons pro Jahr in Betrieb, so dass genügend Zeit bleibt für Erhaltung und Restaurierung. Das Theater wird immer noch als Veranstaltungsort für die Abschlussfeier des Abschlussjahrgangs von Vicenzas angesehener Theaterakademie genutzt.
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