An diesem Tag im Jahr 1666 demonstrierte der englische Arzt Richard Lower erfolgreich eine Technik, wie Blut von einem lebenden Säugetier in den Körper eines anderen übertragen werden konnte. Er führte damit die erste aufgezeichnete Bluttransfusion der Geschichte durch. Es war ein wichtiger Schritt, um die Fähigkeiten des Blutsystems zu verstehen. Obwohl die Technik ihrer Zeit weit voraus war, ebnete sie den Weg zur vollen Bluttransfusion und allem damit einhergehendem medizinischem Nutzen.
Richard Lower wurde 1631 im englischen County Cornwall geboren. Seine Arztausbildung absolvierte er am Christ Church College in Oxford. Gemeinsam mit einigen berühmten Kollegen forschte er auf dem Gebiet der Hauptmerkmale der menschlichen Physiologie.
Er machte wichtige Entdeckungen bezüglich des Nerven- und Atemapparats. Unabhängig davon begann er Experimente zum Herzen und zur Blutzirkulation. Binnen kurzer Zeit war er überzeugt von den Möglichkeiten der Bluttransfusion.
Die erste öffentliche Vorführung fand in der Royal Society in London statt, vor den Augen eigens dafür eingeladener Zuschauer. Einem mittelgroßen Hund wurde die Halsschlagader durchtrennt. Dann ließ man den Hund beinahe verbluten. Ein zweiter, größerer Hund wurde dann auf die gleiche Weise verletzt und sein Blut wurde in den Körper des ersten Hundes übertragen.
Zeugen beobachteten, dass sich der kleinere Hund „ohne Anzeichen von Unbehagen“ erholte, nachdem Lower seine Halsschlagader zugenäht hatte. Man muss ergänzen, dass der größere Hund nicht so viel Glück hatte. Im folgenden Jahr führte Lower ein anderes Experiment durch, dieses Mal ging er noch einen Schritt weiter. Bei diesem Ereignis führte er das Blut eines Schafes dem Körper eines geistesgestörten jungen Mannes ein.
Zu der Zeit von Lowers Experiment waren die medizinischen Vorteile der Bluttransfusion noch nicht ganz klar und die Idee, im Falle einer schweren Wunde Blut zu ersetzen war nicht offensichtlich. Lower sah die Bluttransfusion in einem anderen Licht. Er meinte, dass Blutaustausch eventuell einen psychologischen Vorteil bringen könnte.
Sein Grundgedanke war, dass das Einführen des Schafblutes (oder das Blut eines sanftmütigen Tieres) in den Körper des geistesgestörten Mannes eine beruhigende Wirkung auf dessen Charakter haben könnte.
Erst im frühen 19. Jahrhundert wurde die Bluttransfusion als mögliche lebensrettende Maßnahme neu geschätzt. Der englische Geburtshelfer James Blundell erkannte, dass eine Bluttransfusion auch bei Blutungen während einer Operation helfen würde. 1840 führte er die erste Ganzkörper-Bluttransfusion durch.
Im frühen 20. Jahrhundert wurde dieser Vorgang alltäglich und ein nationales System von Blutbanken wurde eingeführt, um sicherzustellen, dass genug Blut vorhanden ist für diejenigen, die eine Bluttransfusion brauchen.
In seinem weiteren Leben hatte Lower weniger Zeit, sich der medizinischen Forschung zu widmen. Er erlangte Ansehen als Arzt und war sehr gefragt. 1675 starb Thomas Willis, der Hofarzt und Lowers Mentor war, und Lower wurde an seine Stelle berufen und begleitete König Karl in seinen letzten Jahren. Er starb im Jahr 1691.
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