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An diesem Tag im Jahr 1995 entdeckte der Anthropologe Dr. Johan Reinhard die gut erhaltene, gefrorene Mumie eines geopferten Inkamädchens aus dem 15. Jahrhundert. Sie bekam den Namen "Juanita" oder „Jungfrau aus dem Eis“. Die Mumie wurde in der Nähe des Ampato-Gipfels in den Anden gefunden, wo Reinhard zwischen den Jahren 1992 bis 1996 mehrere Expeditionen leitete. Der Fund hatte große wissenschaftliche Bedeutung aufgrund des fast perfekten Zustands der Mumie, bei der die inneren Organe des Mädchens nahezu intakt waren.

"Juanita" war einst ein junges Inkamädchen, das als Teenager durch einen Schlag auf den Kopf getötet wurde. Sie wurde auf dem Gipfel des heute in Peru gelegenen Berges Ampato beerdigt. Es handelte sich um eine rituelle Opferung an den Berggott, um Regen für die Ernte und Schutz vor Naturkatastrophen sicherzustellen. In der Inkakultur bedeuteten solche menschlichen Opfer eine große Ehre, da die geopferte Person bei ihrem Tod in das Königreich der Götter eintrat.

Der Ampato ist mit seinen weit über 6.000 Metern einer der höchsten Berge in den Anden, die sich an der Westküste Südamerikas erstrecken. Vor der Entdeckung hatte die Asche eines nahegelegenen Vulkans die Schneekuppe des Ampato schmelzen lassen. Es kam zu einer Lawine, die vom Gipfel abging und die die in Tücher eingehüllte Mumie offenbarte. In ihrer Nähe fand man Artefakte wie Textilreste, Tonscherben und eine puppenartige Muschelfigur sowie Lamaknochen und Mais. Reinhard fand weitere menschliche Inkaopfer in großen Höhen in den Anden, aber keine begeisterte die Öffentlichkeit so sehr wie die Jungfrau aus Eis. Sogar das Time-Magazin wertete sie als eine der wichtigsten Entdeckungen des Jahres 1995.

Ein Jahr nach ihrer Entdeckung kam "Juanita" in das Johns Hopkins Krankenhaus in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland, um dort untersucht zu werden. Sie schien zum Todeszeitpunkt gesund gewesen zu sein, hatte gesunde Zähne und ihre letzte Mahlzeit bestand scheinbar aus verschiedenen Gemüsesorten. Nach Baltimore wurde sie der Öffentlichkeit in der National Geographic Society und später in Japan gezeigt. Jetzt liegt sie im klimatisierten Museo Santuarios Andinosin in Arequipa in Peru, zusammen mit ihrer Kleidung, ihren Lederschläppchen und ihrem Schmuck.