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Am 23. Juli 2005 starteten Deborah Kelley, Meeresforscherin an der University of Washington, und Rhode Island University Professor Robert Ballard eine Expedition in die Tiefen des Atlantiks.

Dort entdeckten sie riesige Unterwasserbauten, die heute unter dem Namen Lost City bekannt sind.

Die Expedition war das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2000. Damals führte Kelley im Rahmen einer Expedition der National Science Foundation ein Team in die unerforschten Tiefen des Atlantik. Die Forscher nutzten ein bemanntes Tauchboot sowie Unterwasserkameras. Sie begannen das Gebiet zu untersuchen, das als Mittelatlantischer Rücken bekannt ist und am Grund des mittleren Atlantik liegt.

Während dieser Expedition entdeckten sie eine große Anzahl seltsamer, knochenähnlicher Spitzen, die aus der Dunkelheit auftauchten.

Die übermittelten Bilder waren anderen hydrothermalen Schloten ähnlich, die Kelley bereits analysiert hatte. Doch das Team entdeckte, dass diese eine andere Zusammensetzung hatten und aus weitaus älteren Steinformationen wuchsen.

Nach Veröffentlichung von Kelleys Funden bekamen diese Strukturen, die aussahen wie riesige Unterwasser-Hochhäuser, den Spitznamen „Lost City“.

Dieser Name sollte sowohl an das Forschungsschiff Atlantis erinnern, wie auch an das mythische Reich Atlantis, das in Platons Dialogen erwähnt wird.

2005 leitete Kelley erneut eine Expedition in das Gebiet, dieses Mal begleitet von Ballard, der als Expeditionsleiter im Jahr 1985 das Wrack der RMS „Titanic“ entdeckt hatte.

Die riesigen Calciumcarbonat-Schlote, die in der Lost City entdeckt wurden, liegen 640 Meter unter dem Meeresspiegel. Sie befinden sich in einem Hydrothermalfeld, das als Atlantis-Massiv bekannt ist.

Die größten Schlote sind ungefähr 55 Meter hoch.

Sie stoßen Methan und Wasserstoff in das Wasser aus, anders als die „Black-Smoker“ genannten Schlote, die im Jahr 1977 entdeckt wurden. Diese Schlote hier produzieren kein nennenswertes Maß an Kohlendioxid, Hydrogensulfid oder Metallen. 

Nach Auswertung der chemischen Daten gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Schlote seit ungefähr 30.000 Jahren thermisch aktiv sind.

Das würde heißen, dass sie zwei Größenordnungen älter wären als die früher entdeckten „Black Smoker“. PH-Wert-Analysen in den Lost City Schloten ergaben basische Werte, die einem Reinigungsprodukt wie Drano gleichkommen. Damit unterscheiden sie sich von den „Black Smoker“-Schloten, deren Ausstoß sehr säurehaltig ist.

Das mineralreiche Wasser, das die Lost City Schlote ausstoßen, fördert eine Vielzahl an Lebensformen, wie Bakterien, kleine Krebse, Schwämme und Korallen.

Kelleys und Ballards zehntägige Expedition zur Lost City wurde vom Institute of Exploration organisiert und teilweise finanziert. So konnten sie die hochmodere Technik des Instituts nutzen. Livevideos in Echtzeit wurden über 8.046 Kilometer an Meeresforscher auf dem Festland übertragen. Dies war eine der ersten Möglichkeiten, solch ein System anzuwenden.

Die Lost City ist bedeutend für Wissenschaftler und Geologen, weil sie ein funktionierendes Ökosystem ist, aus dem sie Daten über Lebensprozesse erhalten.

Einige behaupten, dass die dargebotenen Konditionen der Lost City vergleichbar mit dem Anfang des Lebens auf der Erde sind.

Bild: Image courtesy of IFE, URI-IAO, UW, Lost City science party, and NOAA.