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Dreißig Jahre nach seinem Erscheinen gibt John Lydon – besser bekannt als Johnny Rotten – diese Einschätzung ab zu dem Song, der die Sex Pistols zu den am meisten beschimpften und verehrten Figuren in England im Frühjahr 1977 machte:

„Es gibt nicht viele Songs, die bei Baked Beans am Frühstückstisch entstanden sind, die eine Nation so sehr gespalten und einen Wandel in der Popkultur erzwungen haben.“ Mit dem typischen Gespür der Sex Pistols fiel die Veröffentlichung von „God Save the Queen“ genau mit dem silbernen Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. zusammen.

Der Song wurde mit negativer Presse nur so überschüttet und genau das hatte der Manager der Sex Pistols, Malcolm McLaren, erhofft. Am 31. Mai 1977 wurde der Song vollständig verboten: Die BBC verbannte ihn aus dem Radio – ein Todesurteil für eine normale Popsingle, aber eine kräftige Befürwortung für eine Anti-Establishment-Tirade wie „God Save the Queen“.

Die Klatschpresse beschuldigte die Sex Pistols des Verrats und rief nach öffentlicher Hinrichtung. Die BBC war etwas moderater in ihrer Verdammung. Als Antwort auf Songtexte wie „God Save the Queen/She ain’t no human being“ bezeichneten sie die Single als „widerlichen schlechten Geschmack“.

Das war eine schwierig zu beurteilende Anklage und eine, über die die Sex Pistols sicher nicht hätten streiten wollen. Trotz des Radioverbots und obwohl große Händler wie Woolworth sich weigerten, die kontroverse Single zu verkaufen, lief der Song wie von selbst in den Läden, die ihn anboten. 150.000 Singles wurden Ende Mai und Anfang Juni pro Tag verkauft. So kam es, dass „God Save the Queen“ tatsächlich auf Platz Zwei der UK Pop Charts landete, direkt hinter „I Don’t Want to Talk About It“ von Rod Stewart, dem absoluten Anti-Punk.

Alle anderen Versuche, den Song zu verdrängen – indem man sich weigerte, seinen Namen in den offiziellen Popcharts zu drucken – spielte den Sex Pistols in die Hände. Wie böse Schuljungs, denen es nur darum geht, die Anerkennung der Gleichaltrigen zu erlangen, quälten die Sex Pistols das britische Establishment während ihrer kurzen Karriere - aber niemals so schlimm wie während des silbernen Thronjubiläums.

Als sie zum Jubiläum ein von Virgin Records Chef Richard Branson gemietetes Boot auf der Themse mit riesigen Lautsprechern versahen und „God Save the Queen“ spielten, verfolgte die Polizei das Boot und nahm die Passagiere fest, als sie das Dock erreichten. Als Parlamentsmitglieder damit drohten, alle Verkäufe der Single zu verbieten, antwortete ein Virgin-Sprecher: „Es ist bemerkenswert, dass Mitglieder des Parlaments nichts besseres zu tun haben, als sich über Platten aufzuregen, die ihr Ming-Vasen-Zartgefühl nie verletzen wollten.“

Wie das Verbot der BBC an diesem Tag im Jahr 1977, so gaben diese Vorfälle dem Streit, den die Sex Pistols beabsichtigt hatten, nur noch mehr Futter.