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Der kubanische Führer Fidel Castro (1926-2016) gründete den ersten kommunistischen Staat in der westlichen Hemisphäre, nachdem er 1959 den Sturz der Militärdiktatur von Fulgencio Batista angeführt hatte. Er regierte Kuba fast fünf Jahrzehnte lang, bis er 2008 an seinen jüngeren Bruder Raúl übergab.

Castros Regime verringerte erfolgreich den damals im Land vorherrschenden Analphabetismus, rottete Rassismus nahezu aus und verbesserte die öffentliche Gesundheitsversorgung. Weithin wurde es jedoch dafür kritisiert, die wirtschaftlichen und politischen Freiheiten der Bevölkerung zu untergraben. Castros Kuba hatte auch eine sehr oppositionelle Beziehung zu den Vereinigten Staaten – vor allem führte dies zur Invasion in der Schweinebucht und zur Kubakrise. Im Juli 2015 verbesserte sich das Verhältnis zwischen den beiden Nationen. Damit gingen Erleichterungen des Handelsembargos einher, das seit 1960 in Kraft ist, als US-amerikanische Unternehmen in Kuba im Wert von etwa einer Milliarde US-Dollar ohne Entschädigung enteignet wurden. Castro starb am 25. November 2016 im Alter von 90 Jahren.

 

Fidel Castro: Frühe Jahre

Castro wurde am 13. August 1926 in Birán, einer Kleinstadt im Osten Kubas, geboren. Sein Vater war ein wohlhabender spanischer Zuckerrohrbauer, der während des kubanischen Unabhängigkeitskrieges (1895–1898) zum ersten Mal auf die Insel kam. Seine Mutter war Hausangestellte bei der Familie seines Vaters, die ihn unehelich zur Welt brachte. Nachdem er einige Jesuitenschulen besucht hatte – darunter das Colegio de Belén, wo er sich im Baseball hervortat – schrieb sich Castro als Jurastudent an der Universität von Havanna ein. Dort interessierte er sich für Politik, trat der Orthodoxen Partei von Eduardo Chibás bei, die gegen die korrupte Regierung vorging, und unterstützte einen gescheiterten Putschversuch gegen den brutalen Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Trujillo.

Wussten Sie? Zusätzlich zur Invasion in der Schweinebucht unternahmen die Vereinigten Staaten mehrere gescheiterte Versuche, Fidel Castro zu töten, darunter die Vergiftung seiner Zigarren mit Botox.

1950 schloss Castro sein Studium an der Universität von Havanna ab und eröffnete eine Anwaltskanzlei. Zwei Jahre später kandidierte er für das kubanische Repräsentantenhaus. Die Wahl fand jedoch nie statt, da Batista im März die Macht übernahm. Castro reagierte, indem er einen Volksaufstand plante. „Von diesem Moment an hatte ich eine klare Vorstellung vom bevorstehenden Kampf“, sagte er 2006 in seiner aufgezeichneten Autobiografie.

 

Castros Revolution beginnt

Im Juli 1953 führte Castro etwa 120 Mann bei einem Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba an. Der Angriff schlug fehl, Castro wurde gefangen genommen und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, viele seiner Männer wurden getötet. Der von den USA unterstützte Batista, der seinem autoritären Image entgegenwirken wollte, ließ Castro 1955 im Rahmen einer Generalamnestie frei. Castro landete in Mexiko, wo er seinen Mitrevolutionär Ernesto „Che“ Guevara traf und seine Rückkehr plante.

Im folgenden Jahr segelten Castro und 81 weitere Männer mit der Yacht „Granma“ an die Ostküste Kubas, wo sie von Regierungstruppen erwartet wurden. Die etwa 19 Überlebenden des Kampfs, darunter Castro, sein Bruder Raúl und Guevara, flohen praktisch ohne Waffen oder Vorräte tief in die Sierra Maestra-Berge im Südosten Kubas.

Die kleine Gruppe von Überlebenden rüstete sich erneut auf, indem sie zunächst Angriffe auf kleine Armeeposten startete, um dann mit den dort gestohlenen Waffen größere Posten ins Visier zu nehmen. Anfang 1957 zogen sie bereits erste Rekruten an und gewannen kleine Schlachten gegen Patrouillen der Landgarde.

„Wir würden die Männer ganze vorne ausschalten, ins Zentrum vorrücken, dann die ganz hinten während ihres Rückzugs“, sagte Castro in seiner aufgezeichneten Autobiografie. 1958 versuchte Batista, den Aufstand mit einer massiven Offensive zu unterdrücken – mit Luftwaffenbombern und Marine-Einheiten. Die Guerillabewegung behauptete sich jedoch, startete einen Gegenangriff und entriss Batista am 1. Januar 1959 die Macht. Castro traf eine Woche später in Havanna ein und übernahm bald das Amt des Regierungschefs. Zur gleichen Zeit begannen Revolutionstribunale, Mitglieder des alten Regimes wegen angeblicher Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen und zu exekutieren.

 

 

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Castros „neues Kuba“

1960 verstaatlichte Castro alle US-amerikanischen Unternehmen, darunter Ölraffinerien, Fabriken und Casinos. Dies veranlasste die Vereinigten Staaten, die diplomatischen Beziehungen zu beenden und ein Handelsembargo zu verhängen, das bis heute gilt. Unterdessen landeten im April 1961 etwa 1400 Exilkubaner, die von der CIA ausgebildet und finanziert wurden, in der Nähe der Schweinebucht, mit der Absicht, Castro zu stürzen. Ihre Pläne endeten jedoch in einer Katastrophe – auch, weil eine erste Welle von Bombern ihre Ziele verfehlten und ein zweiter Luftangriff abgesagt wurde. Letztendlich wurden mehr als 100 Exilanten getötet und so gut wie alle anderen gefangen genommen. Im Dezember 1962 befreite Castro sie im Austausch für medizinische Versorgung und Babynahrung im Wert von etwa 52 Millionen US-Dollar.

Castro erklärte sich Ende 1961 als Marxist-Leninist. Geächtet von den Vereinigten Staaten, wurde Kuba immer mehr in eine wirtschaftliche und militärische Abhängigkeit durch die Sowjetunion gezogen. Im Oktober 1962 entdeckten die Vereinigten Staaten, dass in Kuba, nur 145 Kilometer von Florida entfernt, Atomraketen stationiert waren, was die Angst vor einem Dritten Weltkrieg auslöste. Nach einer 13-tägigen Pattsituation stimmte der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow zu, die Atombomben gegen den Willen von Castro, der bei den Verhandlungen mit den USA nicht anwesend sein durfte, abzutransportieren. Im Gegenzug stimmte US-Präsident John F. Kennedy zu, Kuba nicht wieder zu erobern und, amerikanische Atomwaffen aus der Türkei abzuführen.

 

Leben in Kuba unter Castro

Nach der Machtübernahme schaffte Castro rechtliche Diskriminierung ab, brachte Elektrizität aufs Land, sorgte für Vollbeschäftigung und förderte Bildung und Gesundheitsversorgung, unter anderem durch den Bau neuer Schulen und medizinischer Einrichtungen. Aber er schloss auch oppositionelle Zeitungen, ließ Tausende von politischen Gegnern inhaftieren und lehnte Wahlen ab. Darüber hinaus begrenzte er die Fläche an Land, die eine Person besitzen konnte, schaffte Privatunternehmen ab. Seine Entscheidungen führten zu einem Mangel an Wohnraum und Konsumgütern.

Angesichts der begrenzten politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten verließen hunderttausende Kubaner, darunter eine große Zahl von Fachleuten und Technikern, Kuba. Viele von ihnen zogen in die USA.

Von den 1960er bis 1980er Jahren leistete Castro militärische und finanzielle Hilfe für verschiedene linke Guerillabewegungen in Lateinamerika und Afrika. Inzwischen begannen sich die Beziehungen zu vielen Ländern, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, zu normalisieren. Kubas Wirtschaft kollabierte, als die Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre zusammenbrach und die Vereinigten Staaten die Sanktionen noch weiter ausweiteten. Doch Castro fand neue Handelspartner und konnte sich bis 2006 an der Macht halten, als er Raúl nach einer Darm-Notoperation vorübergehend die Führung übergab. Zwei Jahre später, 2008, trat er endgültig zurück.

 

US-Beziehung zu Kuba heute

Im Jahr 2015 gaben US-amerikanische und kubanische Beamte bekannt, dass sie sich auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen den beiden Nationen geeinigt haben. Im Zuge dessen wurden in beiden Ländern gegenseitige Botschaften und diplomatische Vertretungen eröffnet.

Castro starb am 25. November 2016 im Alter von 90 Jahren. Sein Tod wurde im Staatsfernsehen bekannt gegeben und später von seinem Bruder Raúl bestätigt. Castros Asche wurde auf dem Friedhof Santa Ifigenia in der kubanischen Stadt Santiago beigesetzt.

 

 

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