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An diesem Tag im Jahr 1802 wurde „Die Wespe“ veröffentlicht und gilt seither als das erste Comicbuch der Welt.

Über die Jahre haben Comichefte häufig politische Allegorien und Rhetorik verschleiert. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der erste „Comic“ ein kleines Blättchen war, das damals den US-Präsidenten Thomas Jefferson angriff.

Tatsächlich war der Text so aufrührerisch, dass es zu einer Gerichtsverhandlung kam:

Der Fall „Das Volk des Staates New York gegen Harry Crosswell“ galt als entscheidend für die Entwicklung des Verleumdungsgesetzes der Vereinigten Staaten.

Obwohl „Die Wespe“ unter dem Pseudonym „Robert Rusticoat“ veröffentlich wurde, war es die Arbeit von Harry Crosswell.

Er wuchs in dem Dorf Catskill im Bundesstaat New York auf. 1801 zog er auf die andere Seite des Hudson River in die florierende Stadt Hudson. Zu dem Zeitpunkt war er erst 22 Jahre alt. Er unterstützte die Föderalistische Partei von John Adams, der damals noch zweiter Präsident Amerikas war.

Die Partei richtete ihr Interesse auf eine steuerlich solide, nationalistische Regierung. Sie wurde von Zeitungen wie „The Balance“ und „Columbian Repository“ unterstützt, für die Croswell angefangen hatte zu schreiben.

Im Jahr 1801 kam auch ein anderer Journalist mit ganz anderer politischer Gesinnung nach Hudson, um dort sein Glück zu machen: Charles Holt, ein demokratischer Republikaner aus Connecticut.

Holt war ein Gegner von Adams und ein Unterstützer von Thomas Jefferson. Er gründete eine eigene Zeitung mit dem Namen „Die Biene“, um der Einseitigkeit von „The Balance“ entgegenzuwirken.

Croswell war wütend und überzeugte den Herausgeber von „The Balance“ ihm zu erlauben, eine andere kleine Zeitung herauszubringen, um scharf gegen „Die Biene“ zurückzuschießen.

Er nannte die Zeitung „Die Wespe“. Anstatt die Zeitung unter seinem Namen herauszubringen, versteckte er seine Identität hinter dem Namen Robert Rusticoat. Weil „Die Wespe“ satirische Illustrationen nutzte, wird sie heute als erster Comic angesehen (natürlich war es eine völlig andere Comicform als zum Beispiel die zeitgenössischen Comics „Sin City“ oder „Watchmen“).

Am 4. März 1801 wurde Thomas Jefferson als dritter Präsident vereidigt. Er verlagerte die Macht von den Föderalisten hin zur Demokratisch-Republikanischen Partei und somit auch von „The Wasp“ zu „The Bee“.

1804 kam es zu einer Verleumdungsklage gegen Harry Croswell. Er wurde beschuldigt öffentliche Beamte beleidigt zu haben, darunter auch Jefferson. Sein Verteidiger Anthony Hamilton argumentierte erfolgreich, dass Croswell nur die Wahrheit berichtet habe und dass wahre Aussagen nicht als Verleumdung erachtet werden sollten, auch wenn sie den Präsidenten der Vereinigten Staaten beträfen.

Croswell wurde nicht verurteilt und im Jahr 1805 wurde Hamiltons Argument als Gesetz niedergeschrieben. Der endgültige Stich der „Wespe“.

Bild: © GL Archive / Alamy