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Dieser Tag ist bekannt als der Schicksalstag, an dem der Rattenfänger von Hameln die Kinder der Stadt von ihren Familien fort in den Tod lockte.

Laut Überlieferung fand das unglückselige Ereignis im Jahr 1284 statt. Der Legende nach wurde die Stadt Hameln von Ratten heimgesucht. Die Bürger der Stadt suchten nach jemandem, der sie von dieser Plage befreien konnte. Ein Fremder in bunter Kleidung tauchte auf und behauptete, Rattenfänger zu sein. Für Lohn wollte er die Stadt von ihrem Problem befreien.

Die Stadtbewohner beauftragten den Fremden und er begann sogleich mit seiner Arbeit. Der Rattenfänger  tat dies jedoch auf seltsame Art und Weise: Er lockte die Ratten aus ihren Verstecken, indem er auf einer Holzflöte spielte. Die Nagetiere führte er dann bis zum Ufer der Weser, wo sie, wie im Trance, in den Fluss fielen und ertranken.

Die Bürger freuten sich sehr, vergaßen aber den Fremden zu entlohnen. Dieser schwor wütend Rache. Er kehrte zu einem Zeitpunkt in die Stadt zurück, an dem alle Erwachsenen in der Kirche waren und begann wieder auf seiner Flöte zu spielen.

Dieses Mal verfielen die Kinder der Stadt seinem Zauber. Es gibt verschiedene Versionen der Legende, was schlussendlich aus den Kindern wurde. Die meisten Erzählungen stimmen aber darin überein, dass – die 130 Mädchen und Jungen mitgenommen und nie wieder gesehenwurden.

Die Sage vom Rattenfänger basiert auf einer Kombination aus Legenden, Vermutungen und scheinbar sogar Tatsachen.

Die erste Erwähnung des Vorfalls findet man in der Stadtchronik aus dem Jahr 1384. Dort heißt es: „Es ist 100 Jahre her, seit unsere Kinder weggingen.“ Von da an begannen Geschichten über den Rattenfänger zu kursieren. Seit dem 14. Jahrhundert war die Sage bekannt.

Es gibt viele Theorien über die Ursprünge der Geschichte. Viele davon haben eine plausible Grundlage.

Ein Gedanke ist, dass die Geschichte aus einer großen Stadttragödie entstand, möglicherweise einer seuchenähnlichen Krankheit, die zum Tod vieler Kinder führte. In diesem Kontext könnte die Figur des Rattenfängers für den Tod stehen. Im Mittelalter wurde der Tod häufig mit einer Flöte dargestellt.

Die Geschichte könnte ihren Ursprung aber auch in einem Migrationsphänomen mit dem Namen Ostsiedlung haben.

Der Begriff bezeichnet die im Mittelalter stattgefundene Einwanderung deutscher Siedler gen Osten. Die „weggegangenen Kinder“ könnten auch die poetische Ausdrucksweise für den Massenexodus gewesen sein.

Eine weitere Theorie lautet, dass der Rattenfänger ein auffällig gekleideter Musterungsoffizier war, der eine Vielzahl der Bürger überzeugen konnte die Stadt zu verlassen.

Die wahren Quellen der Rattenfänger-Legende sind also nicht mehr nachvollziehbar, aber das tut der Langlebigkeit der Geschichte keinen Abbruch. Die Sage wird immer und immer wieder erzählt, nicht zuletzt in Hameln, wo sie ein wichtiger Teil des Kulturbewusstseins der Stadt ist.

Bild: © World History Archive / Alamy