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Nach einem strapaziösen Treck erklomm Alison Hargreaves an diesem Tag im Jahr 1995 den Mount Everest.

Die 33-jährige Bergsteigerin und Mutter war die erste Frau – und die zweite Person überhaupt – die den höchsten Berg der Welt ohne zusätzlichen Sauerstoff und ohne Hilfe von Sherpas (südtibetische Volk) bestieg.

Hargreaves wurde am 17. Februar 1962 in Derbyshire in England geboren. Schon früh interessierte sie sich für den Klettersport.

Ihre Eltern waren beide begeisterte Wanderer. Hargreaves kraxelte schon mit sechs Jahren über die Hügel von England und Schottland. Ihr Mut und ihr Tatendrang waren früh zu erkennen. „Als sie ungefähr neun Jahre alt war, kletterten wir auf den Ben Nevis, den höchsten Berg Großbritanniens“, erzählte ihr Vater der Zeitschrift „People“. „Plötzlich war sie uns weit voraus und wir machten uns ganz schön Sorgen. Wir fanden sie dann sehr zufrieden 150 Meter höher sitzen.“

Hargreaves begann sich mit dreizehn Jahren für Felsklettern zu interessieren. Mit vierzehn begann sie überall in England nach Felswänden zu suchen.

Mit 16 jobbte sie in einem Kletterladen des Amateur-Bergsteigers Jim Ballard. Mit 18 zog sie bei ihm ein und heiratete ihn mit 26. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder Tom und Kate nahm sie eine kurze Auszeit, kehrte jedoch schnell zum Klettern zurück.

Hargreaves kletterte im Alleingang und schaffte es, alle großen Nordwände der Alpen in nur einer Saison zu erklimmen, darunter 1993 auch die berühmte Eiger-Nordwand.

1995 nahm sie sich vor, ohne Hilfe die drei größten Berge der Welt zu besteigen, den Mount Everest, den K2 und den Kangchendzönga. Ihren ersten Versuch auf den Mount Everest zu steigen unternahm sie im Jahr 1994, aber nach nur 450 Metern brach sie die Besteigung wegen Erfrierungen ab.

Am 13. Mai 1995 schrieb Hargreaves letztlich Geschichte: Sie erreichte den Gipfel des Mount Everest und war damit die erste Frau in der Geschichte und die zweite Person überhaupt, die den 8.847,7 Meter hohen Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff, ohne Sherpas und ohne Begleiter erklomm.

Auf der Bergspitze angekommen, funkte sie sofort ihr Basislager an und ließ ein Fax an ihre zwei Kinder schicken, die damals sechs und vier Jahre alt waren. In dem Fax stand: „Ich bin auf dem Gipfel der Welt und liebe euch von ganzem Herzen.“

Froh über ihren Erfolg plante Hargreaves schnell ihre nächste Expedition. Nur zwei Wochen, nachdem sie vom Mount Everest nachhause gekommen war, machte sie sich erneut auf den Weg: Zum K2 in Pakistan.

Mit 8.600 Metern ist der K2 der zweithöchste Berg der Welt. Seine Besteigung ist wegen heftiger Witterungen und Winden sehr gefährlich. Nach einem stürmischen und anspruchsvollen Aufstieg erreichte Hargreaves den Gipfel des K2 am 17. Juli.

Am 13. August 1995, genau drei Monate, nachdem sie die Spitze des Mount Everest erklommen hatte, ging sie erneut in die Geschichte ein: Ein schrecklicher Sturm brachte sie und ihre fünf Begleiter um.

Bild: © UK History / Alamy