Hexenprozesse von Salem: Nicht nur Frauen wurden zu Opfern
John Proctor saß im Gerichtssaal und beobachtete seine schwangere Frau Elizabeth im Gerichtsstand. Paranoia hatte sich in Salem breitgemacht und Elizabeth wurde von einem örtlichen Richter wegen des Verdachts der Hexerei befragt. Zu sehen, wie seine Frau verhört wurde, war schon schlimm genug, aber plötzlich änderte sich die Richtung der Fragen. Langsam wurde John klar, dass sie mehr sein Verhalten als ihres betrafen.
Proctor hatte sich vehement gegen die Prozesse ausgesprochen - er hielt die Ankläger für Lügner und hatte sogar einen seiner Diener geschlagen, der Symptome von Besessenheit zeigte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der 60-jährige Kaufmann im Fadenkreuz der Hexenjäger von Salem befand. Insgesamt sechs Männer wurden Opfer der Massenhysterie in Salem und wurden im Jahr 1692 hingerichtet.
In der puritanischen Gesellschaft von Salem waren es Männer, die die Hexenprozesse führten und dafür sorgten, dass Frauen schuldig gesprochen und verurteilt wurden. Nur wenige Männer gerieten in den Fokus der Verfolgung, neben Proctor etwa auch George Burroughs.
Der kräftige, puritanische Geistliche hatte sich zuvor Geld von der Familie Putnam geliehen und Jahre benötigt, um den Kredit zurückzuzahlen. Doch nach Tilgung der Schuld blieben Spannungen zwischen den Familien bestehen und Burroughs verließ Salem. Doch als sich der Hexenwahn in Salem ausbreitete erinnerte man sich an den nahezu übernatürlich starken Geistlichen und vermutete Zauberei als Grund für seine körperlichen Fähigkeiten.
Man brachte ihn zurück nach Salem und verurteilte ihn zum Tode. Die Hinrichtung fand statt obwohl Burroughs kurz vor seinem Tod das Vaterunser betete. Im Denken der Ankläger eine Unmöglichkeit für einen Menschen, der mit dem Teufel im Bunde stand. Stimmen wurden laut, die seine Begnadigung forderten doch sie verhalten. Burroughs wurde gehängt.
Andere weigerten sich, an Gerichtsverfahren teilzunehmen oder Anschuldigungen auszusprechen – und bezahlten den Preis. Zum Beispiel entwickelte John Willard, Salems stellvertretender Gesetzeshüter, Zweifel an der Schuld einiger der sogenannten "Hexen". Als er diese Bedenken äußerte, wandten sich die Ankläger stattdessen gegen ihn.
Der Großvater von Willards Frau, Bray Wilkins, litt an Nierensteinen. Als er eine örtliche Frau um medizinische Hilfe bat, sagte sie ihm, dass seine Krankheit wahrscheinlich auf Hexerei zurückzuführen sei. Wilkins erinnerte sich, dass Willard ihn seltsam angesehen und ihm die Krankheit angehext hatte. Und als Wilkins Enkel Daniel plötzlich starb, behauptete Wilkins, Willard sei verantwortlich, eine Anschuldigung, die von Mercy Lewis und anderen unterstützt wurde.
Die Putnams, dieselbe Familie, die einen Groll gegen Burroughs hegte, beschuldigten Willard, ihr Baby Jahre zuvor getötet zu haben, als es im Alter von nur wenigen Monaten gestorben war. Langjährigen Streitereien führten nun häufig zum Vorwurf der Hexerei. Er wurde zusammen mit Proctor, Burroughs und einem anderen Mann, George Jacobs Sr., gehängt.
Die grausamste Geschichte ist die von Giles Corey, einem 81-jährigen Mann, der sich weigerte, sich schuldig oder nicht schuldig zu bekennen, als er der Hexerei angeklagt wurde. Corey verweigerte die Aussage, da er schlicht vermeiden wollte, seinen Besitz an die Gemeinde zu verlieren. Seine Weigerung brachte die Ankläger gegen ihn auf und man versuchte ihn durch das Einklemmen zwischen Steinen dazu zu zwingen, zu sprechen. Tagelang wurde er zwischen den Gewichten gefoltert bis er letztendlich qualvoll starb – drei Tage bevor seine Frau wegen Hexerei hingerichtet wurde. Aufgrund seiner fehlenden Aussage fiel sein Eigentum an seine Erben.
Selbst vor Vierbeinern machten die aufgebrachten Menschen von Salem in ihrem Wahn nicht halt. So wurden auch Hunde getötet, einer, nachdem ein Mädchen, das unter Krämpfen litt, das Tier beschuldigte, sie verzaubert zu haben.
Bild: William A. Crafts [Public domain]