Schalmei von Udo Lindenberg
Udo Lindenberg traute seinen Augen nicht, als am vergangenen Dienstagabend "zwei Jungs vom FDJ-Zentralrat" in seinem Berliner Domizil, dem Hotel "Inter-Continental", aufkreuzten und ein Päckchen von drüben dabeihatten.
Die beiden Funktionäre, "ganz jung, so wie ich", übergaben dem Rock-Veteranen, 41, ein "wunderbares Geschenk" von Erich Honecker – eine Schalmei. In einem Begleitbrief wies der DDR-Staatsratsvorsitzende den "lieben Udo Lindenberg" darauf hin, sein Land sei "sehr jugend- und deshalb auch sehr rockfreundlich". Die Dreierrunde kippte noch "ein Glas Cognac auf mehr Glasnost", dann verschwand der Besuch aus dem Osten.
Mit solcher Post konnte der West-Rocker nicht rechnen, als er sich nach den Ost-Berliner Pfingst-Krawallen bemüßigt fühlte, den SED-Chef in einem Brief für das "hirnlose Vorgehen der Rudi-Ratlos-Gangs von der Vopo" zu tadeln und ihm – das Fernsehen war dabei – eine schwarze Lederjacke dazu zu packen.