George Washingtons Leben und Aufstieg

George Washington (1732–1799) war Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs (1775–83) und von 1789 bis 1797 zwei Amtszeiten lang der erste US-Präsident.

Als Sohn eines wohlhabenden Plantagenbesitzers wuchs Washington unter britischer Flagge im kolonialen Virginia auf. Als junger Mann arbeitete er als Landvermesser und kämpfte später im Franzosen-und Indianerkrieg (1754–63). Während der amerikanischen Revolution führte er die Kolonialkräfte zum Sieg über die Briten und wurde so zu einem Nationalhelden. 1787 wurde er zum Präsidenten des Konvents gewählt, der die US-Verfassung formulierte. Zwei Jahre später wurde Washington der erste Präsident der USA. Als er erkannte, dass die Art und Weise, wie er mit der Präsidentschaft umging, sich auf künftige Amtsnachfolger auswirken würde, übergab er ein Erbe der Stärke, Integrität und des nationalen Gedankens. Weniger als drei Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt starb er auf seiner Plantage in Virginia.

 

George Washingtons frühe Jahre

George Washington wurde am 22. Februar 1732 auf der Plantage seiner Familie am Pope's Creek im Westmoreland County in der britischen Kolonie Viriginia als Sohn von Augustine Washington (1694–1743) und seiner zweiten Frau Mary Ball Washington (1708–1789) geboren. George, das älteste der sechs Kinder von Augustine und Mary Washington, verbrachte einen Großteil seiner Kindheit auf der Ferry Farm, einer Plantage in der Nähe von Fredericksburg, Virginia. Nachdem Washingtons Vater im Alter von 11 Jahren gestorben war, half er seiner Mutter bei der Verwaltung des großflächigen Landguts.

Es gibt nur wenige Informationen über Washingtons frühe Bildung, obwohl Kinder wohlhabender Familien normalerweise zu Hause von Privatlehrern unterrichtet wurden oder Privatschulen besuchten. Es wird angenommen, dass er seine formelle Schulzeit im Alter von ungefähr 15 Jahren beendete.

Als Teenager wurde Washington, der eine Begabung für Mathematik zeigte, Landschaftsvermesser. Seine Vermessungsexpeditionen in die Wildnis von Virginia brachten ihm genug Geld ein, um sein eigenes Land zu erwerben.

1751 unternahm Washington seine einzige Auslandsreise, als er mit seinem älteren Halbbruder Lawrence Washington (1718-1752), der an Tuberkulose litt und hoffte, das warme Klima würde ihm helfen sich zu erholen, nach Barbados reiste. Kurz nach ihrer Ankunft bekam George Pocken. Er überlebte, doch die Erkrankung hinterließ Gesichtsnarben. 1752 starb Lawrence, der in England eine umfangreiche Ausbildnug genoss und als Mentor Washingtons diente. Washington erbte schließlich Lawrences Anwesen, Mount Vernon, am Potomac River in der Nähe von Alexandria, Virginia.

 

Ein Offizier und Farmer

Im Dezember 1752 wurde Washington, der keine militärische Erfahrung hatte, zum Kommandeur der Miliz von Virginia ernannt. Er wurde im Franzosen- und Indianerkrieg zum Befehlshaber aller Milizkräfte Virginias. Bis 1759 hatte Washington sein Mandat niedergelegt, war nach Mount Vernon zurückgekehrt und wurde in das „Virginia House of Burgesses“ gewählt, wo er bis 1774 diente. Im Januar 1759 heiratete er Martha Dandridge Custis (1731­­–1802), eine wohlhabende Witwe, die bereits zwei Kinder hatte. Washington wurde ein ergebener Stiefvater für ihre Kinder; er und Martha hatten nie eigene Nachkommen.

In den folgenden Jahren erweiterte Washington Mount Vernon von 2.000 Hektar zu einem 8.000 Hektar großen Grundstück mit fünf Farmen. Er baute eine Vielzahl von Pflanzen an, darunter Weizen und Mais, züchtete Maultiere und unterhielt Obstgärten und eine Fischerei. Er interessierte sich sehr für die Landwirtschaft und experimentierte kontinuierlich mit neuen Kulturen.

 

George Washington während der amerikanischen Revolution

In den späten 1760er-Jahren hatte Washington die Auswirkungen steigender Steuern, die die Briten den amerikanischen Kolonisten auferlegten, aus erster Hand erleben müssen und war zu der Überzeugung gekommen, dass es im besten Interesse der Kolonisten lag, die Unabhängigkeit von Großbritannien zu erklären. Washington diente 1774 als Delegierter des ersten Kontinentalkongresses in Philadelphia. Als der zweite Kontinentalkongress ein Jahr später zusammentrat, war dies der Startschuss für die amerikanische Revolution. Washington wurde zum Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee ernannt.

Washington erwies sich als erstklassiger Militärstratege. Seine Stärke lag nicht in seinem Genie auf dem Schlachtfeld, sondern in seiner Fähigkeit, die kämpfende Kolonialarmee zusammenzuhalten. Seine Truppen waren schlecht ausgebildet und es fehlte ihnen an Nahrung, Munition und anderen Vorräten – die Soldaten hatten im Winter oftmals nicht mal Schuhe. Washington konnte ihnen jedoch die Richtung und Motivation geben. Der Winter 1777–1778 in Valley Forge war ein Beweis für seine Fähigkeit, seine Männer zu motivieren und den Kampf trotz der ganzen Entbehrungen nicht aufzugeben.

Im Verlauf des zermürbenden achtjährigen Kriegs gewannen die Kolonialkräfte nur wenige Schlachten, behaupteten sich jedoch konsequent gegen die Briten. Im Oktober 1781 brachten die kontinentalen Streitkräfte mit Hilfe der Franzosen, die sich mit den Kolonisten gegen die Briten verbündeten, britische Truppen, die unter der Leitung von General Charles Cornwallis (1738–1805) standen, in der Schlacht von Yorktown zur Kapitulation. Dieser Sieg leitete das Ende des Unabhängigkeitskriegs ein und Washington wurde zu einem Nationalhelden.

 

Amerikas erster Präsident

1783, mit der Unterzeichnung des „Friedens von Paris“ zwischen Großbritannien und den USA, gab Washington, da er glaubte, seine Pflicht erfüllt zu haben, sein Militärkommando auf und kehrte nach Mount Vernon zurück, um sein Leben als Farmer zu genießen. 1787 wurde er jedoch gebeten, am Verfassungskonvent in Philadelphia teilzunehmen und das Komitee zur Ausarbeitung der neuen Verfassung zu leiten. Seine beeindruckende Führung überzeugte die Delegierten davon, dass er der qualifizierteste Mann wäre, um der erste Präsident der noch jungen Nation zu werden.

Zuerst schreckte Washington zurück. Er wollte endlich zu einem ruhigen Leben zu Hause zurückkehren und die Führung der USA anderen überlassen. Aber der öffentliche Druck war so groß, dass er schließlich zusagte. Die ersten Präsidentschaftswahlen fanden am 7. Januar 1789 statt, die Washington für sich entschied. John Adams (1735–1826), der die zweitmeisten Stimmen erhielt, wurde der erste Vizepräsident der Nation. Der 57-jährige Washington wurde am 30. April 1789 in New York City vereidigt. Da Washington, D.C., Amerikas spätere Hauptstadt, noch nicht gebaut war, lebte Washington in New York und Philadelphia. Während seiner Amtszeit unterzeichnete er einen Gesetzentwurf zur Errichtung einer künftigen, dauerhaften US-Hauptstadt entlang des Potomac River – der Stadt, die später zu seinen Ehren Washington, D.C. genannt wurde.

 

George Washingtons Leistungen

Die USA waren eine kleine Nation als Washington sein Amt antrat, bestehend aus 11 Bundesstaaten und ungefähr 4 Millionen Einwohnern. Es gab keinen Präzedenzfall dafür, wie der neue Präsident inländische oder ausländische Geschäfte führen sollte. Washington war sich dessen bewusst, dass seine Handlungen wahrscheinlich bestimmen würden, wie künftige Präsidenten regieren sollten, und arbeitete hart daran, ein Beispiel für Fairness, Umsicht und Integrität zu setzen. In auswärtigen Angelegenheiten unterstützte er freundschaftliche Beziehungen zu anderen Ländern, befürwortete aber auch eine neutrale Position bei Konflikten im Ausland. Im Inland ernannte er den ersten Richter des Obersten Gerichtshofs der USA, John Jay (1745–1829), unterzeichnete einen Gesetzentwurf zur Gründung der ersten Nationalbank, der „Bank of the United States“, und richtete sein eigenes Präsidialkabinett ein. 

Seine beiden prominentesten Kabinettsbeauftragten waren Außenminister Thomas Jefferson (1743–1826) und Finanzminister Alexander Hamilton (1755–1804), und damit zwei Männer, die sich in der Rolle der Bundesregierung nicht einig waren. Hamilton befürwortete eine starke Zentralregierung und war Teil der Federalist Party, während Jefferson als Teil der Demokratisch-Republikanischen Partei, dem Vorläufer der heutigen Democratic Party, stärkere Rechte der Staaten befürwortete. Washington glaubte, dass unterschiedliche Ansichten für eine funktionierende Regierung von entscheidender Bedeutung waren, zeigte sich jedoch besorgt über das, was er als aufkommende Parteilichkeit ansah.

Die Präsidentschaft von George Washington war von einer Reihe von Premieren geprägt. Er unterzeichnete das erste US-amerikanische Urheberrecht zum Schutz der Urheberrechte von Autoren. Er unterzeichnete auch die erste Thanksgiving-Proklamation, die den 26. November zu einem nationalen Feiertag machte.

Während der Präsidentschaft Washingtons verabschiedete der Kongress das erste Bundessteuergesetz, eine Steuer auf destillierte Spirituosen. Im Juli 1794 rebellierten Bauern in West-Pennsylvania wegen der sogenannten „Whisky-Steuer“. Washington rief über 12.000 Soldaten nach Pennsylvania, um die „Whisky Rebellion“ aufzulösen – einer der ersten großen Tests der Autorität der Regierung.

Unter Washingtons Führung ratifizierten die Staaten die „Bill of Rights“ und fünf neue Staaten traten der Union bei: North Carolina (1789), Rhode Island (1790), Vermont (1791), Kentucky (1792) und Tennessee (1796).

In seiner zweiten Amtszeit gab Washington die Neutralitätserklärung ab, um den Eintritt in den Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich von 1793 zu vermeiden. Doch als der französische Minister in den Vereinigten Staaten, Edmond Charles Genet – bekannt als "Citizen Genet" – die USA bereiste, stellte er die Proklamation kühn zur Schau und versuchte, amerikanische Häfen als französische Militärstützpunkte einzurichten und Unterstützer für sein Anliegen zu gewinnen. Seine Einmischung sorgte für Aufsehen zwischen Föderalisten und Demokratischen Republikanern, vergrößerte die Kluft zwischen den Parteien und erschwerte die Konsensbildung.

Im Jahr 1795 unterzeichnete Washington den „Vertrag über Handel und Schifffahrt zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika“, auch bekannt als „Jay’s Vertrag", benannt nach John Jay, der ihn mit der Regierung unter König George III ausgehandelt hatte. Dieser Vertrag half dabei, einen Krieg mit Großbritannien zu vermeiden, wurde jedoch innerhalb des Kongresses stark kritisiert. International sorgte das Bündnis bei den Franzosen für Aufsehen, die meinten, es verstoße gegen frühere Verträge zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich.

Die Regierung von Washington unterzeichnete zwei weitere einflussreiche internationale Verträge. Pinckneys Vertrag von 1795, auch als Vertrag von San Lorenzo bekannt, stellte freundschaftliche Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien her, festigte die Grenzen zwischen den USA und den spanischen Gebieten in Nordamerika und öffnete den Mississippi für amerikanische Händler. Der im folgenden Jahr unterzeichnete Vertrag von Tripolis gewährte amerikanischen Schiffen Zugang zu den Mittelmeerschifffahrtswegen als Gegenleistung für eine jährliche Abgabe an den „Pascha von Tripolis“.

 

George Washingtons Rückzug nach Mount Vernon

Nach zwei Amtszeiten als Präsident lehnte er eine dritte Kandidatur ab und trat 1796 endgültig in den Ruhestand. In Washingtons Abschiedsrede forderte er die neue Nation dazu auf, die höchsten Standards im Inland aufrechtzuerhalten und die Verstrickungen mit ausländischen Mächten auf ein Minimum zu beschränken. Die Rede wird immer noch jeden Februar im US-Senat rezitiert, um an Washingtons Geburtstag zu erinnern.

Washington kehrte nach Mount Vernon zurück und widmete seine Aufmerksamkeit der Verbesserung der Produktivität der Plantage. Mehr als vier Jahrzehnte im öffentlichen Dienst hatten ihn altern lassen. Im Dezember 1799 erkältete er sich, nachdem er seine Liegenschaften im Regen inspiziert hatte. Die Erkältung entwickelte sich zu einer Kehlkopfentzündung und Washington starb in der Nacht des 14. Dezember 1799 im Alter von 67 Jahren. Er wurde in Mount Vernon beigesetzt, das 1960 als nationales historisches Wahrzeichen ausgewiesen wurde.

Washington hinterließ eines der beständigsten Vermächtnisse in der Geschichte der USA. Bekannt als der „Vater der Nation“, erschent sein Abbild auf dem 1-Dollar-Schein. Dutzende Schulen, Städte und Landkreise, sowie der Bundesstaat Washington und die Hauptstadt des Landes, sind nach ihm benannt.

 

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